4487,18 Euro pro Minute: Jauch erhöht den Talktarif
Das Experiment kann beginnen: Günther Jauch ist der erste deutsche TV-Star, der eine Politsendung in der ARD bekommt, obwohl er beim Privatsender RTL weiterhin Unterhaltung macht.
Am Dienstag wurde Günther Jauch 54 Jahre alt, der WDR- Rundfunkrat hatte ein besonderes Geschenk parat. Er gab mit großer Mehrheit grünes Licht für das geplante Engagement Jauchs ab Herbst 2011 in der ARD. Eine Premiere in der deutschen Fernsehgeschichte: „Das hat es so noch nie gegeben, dass ein Journalisten Unterhaltung bei den Privaten und zugleich politische Information bei den Öffentlich-Rechtlichen macht“, sagte die WDR-Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi.
Der neue ARD-Talker bleibt Moderator des RTL-Erfolgsquiz „Wer wird Millionär?“ und bestreitet für den Kölner Sender auch andere Unterhaltungsformate weiter. In der ARD übernimmt er den besten Talkplatz, den von Anne Will, sonntags nach dem „Tatort“. Laut „Bild“-Zeitung bedeutet Jauchs Verpflichtung hohe Mehrkosten für die ARD.
Er und seine 2000 gegründete Produktionsfirma I & U sollten 10,5 Millionen Euro pro Staffel mit 39 Sendungen erhalten. Das seien 41 Prozent mehr, als bisher bei Vorgängerin Will angefallen seien. Jauch koste pro Minute 4487,18 Euro Gebührengeld, Will hingegen 3164 Euro und Plasberg etwas über 2900 Euro, rechnet die Zeitung vor. Nicht einmal die WDR-Rundfunkratsvorsitzende behauptet, dass die Preiserhöhung allein mit der angeblich aufwendiger gestalteten Sendung zu tun habe: „Dass einer der Top-Journalisten im deutschen Fernsehen seinen Preis hat, ist klar“, sagt dazu Hieronymi. Die ARD sieht eine „Riesenchance“. Ihr amtierender Vorsitzender, Peter Boudgoust, lobte Jauch als „einen Großmeister der journalistischen Unterhaltung“.
Viele in der Sendergemeinschaft hoffen auf wichtige neue Impulse für das Erste und eine größere Zielgruppe. Hieronymi: „Das ist zwar auch mit Risiken behaftet, bedeutet aber zugleich eine große Chance für eine Schärfung des Profils der öffentlich-rechtlichen Sender.“ Der Ex-RTL-Chef Helmut Thoma beäugt das neue ARD-Engagement hingegen skeptisch, wie er jüngst klarmachte: „Wenn ich noch bei RTL wäre, würde ich das schon als schwierigen Schlag ins Kontor sehen.“