100. Geburtstag von Ingrid Bergman: Bilder aus dem privaten Fotoalbum

Isabella Rossellini hat zum 100. Geburtstag ihrer Mutter Ingrid Bergman das Familienarchiv geöffnet. Wir haben mit ihr darüber gesprochen und zeigen die faszinierenden Bilder.
Mariam Schaghaghi |
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Isabella Rossellini hat zum 100. Geburtstag ihrer Mutter Ingrid Bergman das Familienarchiv geöffnet. Wir haben mit ihr darüber gesprochen und zeigen die faszinierenden Bilder.

 

Am 29. August wäre eine der größten Filmikonen unserer Zeit 100 Jahre alt geworden – Ingrid Bergman. Isabella Rossellini ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Wir haben mit der Tochter von Ingrid Bergman und Roberto Rossellini über Geheimnisse und Skandale dieser schönen, starken, europäischen Frau gesprochen, die drei Oscars gewann.

 

AZ: Frau Rossellini, Sie haben in Cannes einen neuen Dokumentarfilm über das Leben Ihrer Mutter vorgestellt.

ISABELLA ROSSELLINI: Ja, wir haben eines der größten Archive über eine Hollywood-Schauspielerin angelegt. Meine Mutter war ja sowohl in Europa als auch in Hollywood extrem erfolgreich und vereinte die Kontinente wahrscheinlich intensiver als jede andere Schauspielerin. Sie beherrschte fünf Sprachen und hat in allen fünf gedreht. Als sie 1982 starb, fanden wir einen von ihr wohlorganisierten Nachlass vor. Sie wusste, dass ihr Werk von Bedeutung war. Wir sehen uns heute Filmklassiker genauso regelmäßig an – wie wir zu den Klassikern der Weltliteratur greifen.

 

Was hielt Ihre Mutter eigentlich von „Casablanca“?

Mama war mal zu einer Harvard-Vorführung von „Casablanca“ eingeladen. Was sie umhaute, war, dass das Publikum die Texte auswendig mitsprach – nach 40 Jahren! „Das war ja wie in der „Rocky Horror Picture Show“, staunte sie. Zu der Zeit wurde „Casablanca“ gerade wiederentdeckt und Bogeys Stil samt Trenchcoat, Zigaretten und seiner Art zu sprechen imitiert. Die Vorführung war für Fans ein Happening. Mutter war fasziniert, aber wusste nicht genau, ob sie das gut oder schlecht finden sollte!

 

Ihre Mutter hat eine der erstaunlichsten Karriere überhaupt in Hollywood gemacht. Bewundern Sie sie dafür?

Ja! Diese unglaubliche Karriere hat sie ja in nur neun Jahren aufgebaut! Man erinnert sich in erster Linie an ihre Hollywood-Filme, dabei hat sie auch mit Ingmar Bergman und vielen europäischen Meistern gearbeitet.

 

Hat die Tatsache, dass Ihre Mutter so eine große Schauspielerin war, Sie unter Druck gesetzt?

Nein, im Gegenteil! Meine Eltern haben beide zu mir gesagt, ich solle das tun, was mir besonders Spaß macht. Ihr Argument war: „Du verbringst so viel Zeit mit deiner Arbeit, dass du sie möglichst genießen solltest!“

 

Hatten Ihre Eltern eigentlich den gleichen Filmgeschmack?

Ulkigerweise wollte mein Vater gar nicht, dass wir Kinder Filme schauen! Mein Vater hegte eine große Abneigung gegen Hollywood und kommerzielle Filme und wollte nicht, dass wir so etwas sehen. Die einzige Ausnahme war Charlie Chaplin. Von ihm stand sogar ein Foto auf seinem Schreibtisch, mitsamt Autogramm und Widmung.

 

Haben Sie von Ihrer Mutter neben der Ähnlichkeit noch andere Dinge mitbekommen, die weniger bekannt sind?

Ein paar Deutschkenntnisse. Meine Großmutter war Deutsche, sie starb aber schon, als meine Mutter erst zwei war. Aber meine Mutter sprach noch etwas Deutsch. Bis heute ist in unserer Familie ein Wort davon haften geblieben, das wir alle benutzen: „Gebiss“.

 

Ihre Mutter war noch mit einem norwegischen Zahnarzt Petter Lindström verheiratet, als sie Ihren Vater Roberto Rossellini traf. Bekamen Sie als Kind noch etwas von dem riesigen Skandal mit?

Dass sie 1949 von meinem Vater schwanger wurde und nicht nur Lindström, sondern auch die kleine Tochter sitzen ließ, verziehen ihr die amerikanischen Fans lange nicht. Der Skandal vertrieb sie aus den USA, und ihr gemeinsamer Film mit meinem Vater, „Stromboli“, fiel bei der Kritik übel durch. 1957 trennten sich meine Eltern. Als Mutter ein Jahr später wieder heiratete, wohnten wir Kinder zwei Jahre lang mit einer Nanny im Hotel! Vor dem Hotel lauerten uns ständig Paparazzi auf und folgten uns überall hin. Ich empfand die Welt „draußen“ als sehr aggressiv. Das war wie heute beim Paar Brad Pitt und Angelina Jolie!

 

Wo wuchsen Sie dann auf?

Meine Mutter lebte in Paris, mein Vater in Rom, wir Kinder pendelten zwischen beiden Städten. Englisch habe ich auch erst mit 19 gelernt, in New York, wo ich anfing, fürs Fernsehen zu arbeiten. Seitdem lebe ich auch in den USA.

 

Gibt es etwas, was Sie Ihre Mutter gern fragen würden?

Vieles. Beruflich aber brennt mir eine besondere Frage unter den Nägeln: Ob Hollywood damals, als Mutter mit Ende 30 dort hinging, offener zu Europäern war als es heute ist? Ich selbst habe ja nur ein, zwei echte Hollywood-Filme gedreht – das kann man also keine richtige Hollywood-Karriere nennen! Ich habe aber auch erst spät angefangen zu spielen, mit über 30. Es dauert sieben, acht Jahre, bis man sich einen Namen macht. Da war ich fast 40 – da ruft Hollywood nicht mehr an! Hinzu kam noch mein Italo-Akzent. Heute werden Akzente viel eher als Kolorit akzeptiert wie bei Penélope Cruz oder Salma Hayek.

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