Tödlicher Radl-Unfall in München: Wir sind am Boden zerstört
München - Der 37-jährige Radler, der am Sonntagabend nach der Kollision mit einem zweiten Radler stürzte und starb, wäre in wenigen Wochen Vater geworden.
"Ich erwarte Zwillinge", schreibt die werdende Mutter (35) und wendet sich in einem Internetchat direkt an den flüchtigen Unfallverursacher. Lidija B.: "Wenn du das liest, dann bitte stell' dich. Bitte tu es für seine Kinder!" Ihr Mann Fabio (37) war am Sonntag mit Freunden aus Ottobrunn zu einer Radltour aufgebrochen. Auf dem Rückweg begegnete er in der Hochstraße einem zweiten Radler, der ihn abdrängte. Beide stürzten.
37-Jähriger starb an einem Milzriss
Fabio B. blieb bewusstlos liegen. "Der Notarzt hat eine Stunde gebraucht, um ihn zurückzuholen", sagt Schwager Ugur C. (33). Er war Trauzeuge bei der Hochzeit von Fabio und Lidija. Fabio starb im Krankenhaus an den Folgen eines Milzrisses. "Wir sind am Boden zerstört", sagt Ugur C. zur AZ. "Für mich war das der schlimmste Moment meines Lebens."
Der fremde Radler stieg auf sein Rad und fuhr weiter, ohne sich um das Opfer zu kümmern. Ugur C.: "Mein Schwager ist tot, und derjenige, der dafür verantwortlich ist, läuft frei rum. Dieser Mann muss geschnappt werden." "Mein Mann musste sterben wegen sowas", schrieb Lidija B. in einem Chat. "Er hatte einfach einen schönen Tag an der Isar. Jetzt kommt er nie wieder zurück."

Flüchtiger Radler fiel Zeugen schon zuvor auf
Der gesuchte Radler war auf einem dunklen E-Bike unterwegs. Er trug blaue Kleidung. Anderen Ausflüglern fiel er bereits vor dem Unfall wegen seiner rücksichtslosen Fahrweise auf. Er fuhr aggressiv, so berichteten Zeugen der Polizei, und mit hoher Geschwindigkeit. Er soll mehrmals seine Klingel am Lenker benützt haben, damit andere ihm Platz machen.
Fabio B. fuhr mit seinem Pedelec über die Ludwigsbrücke, die Rosenheimerstraße weiter und bog dann ab in die Hochstraße. Laut Polizei fuhr der gesuchte E-Biker zunächst hinter dem 37-Jährigen. Dann überholte er ihn rechts, es kam zu einem kurzen, wenig freundlichen Wortwechsel. Zeugen wollen gesehen haben, dass der Unbekannte dem 37-Jährigen einen Stoß versetzt habe. Sie beschrieben den Flüchtigen als Mann um die 45 Jahre, über 1,80 Meter groß, stämmig mit kurzen, grau melierten Haaren.
Bisher nur wenige Hinweise für die Polizei
Bisher gingen nur wenige Hinweise auf den Unfallradler bei der Polizei ein. "Wir gehen allen Spuren nach", betont Polizeisprecher Oliver Barnert.
Ugur C. hat inzwischen im Internet zu einer Spendenaktion aufgerufen. Inzwischen sind hier bereits über 15.000 Euro zusammengekommen (Stand: 19.05., 18.30 Uhr). Der Schwager macht sich große Sorgen: "Wir achten auch darauf, dass es Lidija den Umständen entsprechend so gut wie möglich geht, damit auch den Kindern nichts passiert."

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