Münchner Zoll warnt vor Love-Scamming-Masche
München - Völlig aufgelöst erschien kürzlich eine Frau mit mehreren Tausend Euro in der Tasche beim Zoll am Münchner Flughafen. Sie wollte ihre große Liebe freikaufen. Ihr Bräutigam sei angeblich bei der Einreise festgenommen worden und werde im Frachtbereich festgehalten. Im Internet hatte die Frau aus Oberbayern den Mann ihrer Träume kennengelernt: Ein attraktiver Herr mit interessantem Profil. Er behauptete, er sei Mineralienhändler und beruflich viel im Ausland unterwegs.
Anfangs schrieben sie sich E-Mails, bald chatteten sie täglich über WhatsApp. Der Mann wusste genau, was er schreiben musste, um sein Opfer zu umgarnen. Für die Frau war es die große Liebe. Ihr Schwarm versprach ihr das Blaue vom Himmel und schwor ewige Treue. Er wollte nach München kommen, um sie endlich in die Arme schließen zu können. Sogar von Heirat war die Rede.
Doch dann gab es angeblich plötzlich Probleme. Der vermeintliche Mineralienhändler behauptete, er sei in Dubai festgesetzt worden.
Die Behörden würden ihm erst die Weiterreise gestatten, wenn er etliche Tausend Euro bezahle. Er könne an sein Geld derzeit nicht herankommen und brauche ihre Hilfe. Seine Internetliebe reagierte sofort und überwies eine entsprechende Summe nach Dubai.
Love-Scamming: Münchner Zoll warnt vor Betrügern
Wenig später meldete sich der Heiratsschwindler erneut, angeblich aus Paris. Es habe nach der Landung am Flughafen erneut Probleme gegeben. Er brauche nochmals Geld. Wieder überwies die Frau. Insgesamt schickte sie ihrem "Romeo" über 10.000 Euro.
Selbst als sich der Mann erneut meldete und behauptete, er werde wieder festgehalten, diesmal vom Zoll am Münchner Flughafen, schöpfte sie noch immer keinen Verdacht. Im Gegenteil. Sie hob erneut Geld ab, setzte sich ins Auto und fuhr nach München. Sie meldete sich beim Zoll und wollte wissen, wo sie das Geld für ihren Bräutigam einzahlen könne. Doch der "Romeo" wurde überhaupt nicht vom Zoll festgehalten, er war auch nicht am Flughafen.
Schonend brachten die Beamten der Frau bei, dass sie auf einen Heiratsschwindler hereingefallen ist. "Beinahe jede Woche melden sich Opfer", sagt Thomas Meister, Sprecher beim Hauptzollamt München. In dieser Woche waren sogar mehrere Personen, die am Flughafen ihren "Liebsten" freikaufen wollten. Meist sind es Frauen, doch auch Männer sind auf die fiese Masche bereits hereingefallen. Für alle endete die große Liebe aus dem Internet mit einer um so herberen Enttäuschung in der realen Welt.
Zoll fordert nicht zur Zahlung auf ausländische Konten auf
"Der Zoll wird nie Geldzahlung auf ein ausländisches Bankkonto fordern", betont Thomas Meister und warnt ausdrücklich davor, an Menschen größere Summen zu überweisen, die man lediglich aus dem Internet, aus Partnerbörsen oder Chatgruppen kennt. Oft wird das Geld auf Konten in Afrika weitergeleitet, wo auch die Romeos sitzen und am PC neue Opfer suchen.
Die Geschichten, die die Heiratsschwindler ihren Opfern präsentieren, ähneln sich frappierend. Oft werden Dubai und Paris erwähnt. Immer gebe es Probleme mit den Einreisebehörden. Nur die Lebensläufe der Romeos unterscheiden sich stark. Mal geben sich die Betrüger als Geschäftsleute aus, mal als Manager, einer behauptete sogar, er sei Soldat.
Wenn die Opfer gezahlt haben und nichts mehr zu holen ist, reißt der Kontakt sofort ab. "Das Geld ist weg", warnt Thomas Meister, "man kommt im Ausland auch nicht mehr heran."
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