Filmen, schweben, senden: Ein "Gedankenprojekt"
München - Ganze acht Jahre lang arbeitete er an seinem Projekt. Und ganze acht Jahre lang hat er versucht, mir zu erklären, was er da eigentlich macht. Und ganze acht Jahre lang habe ich eigentlich nichts verstanden. Felix Hörhager erzählte immer mit einer solchen Selbstverständlichkeit. Er war voll im Thema - ich nicht. Und oft wurden wir auch unterbrochen von der Band, die wir fotografieren wollten, oder vom Vorhang, der mitten im Gespräch hochging.
Immer wieder trafen wir uns zufällig bei irgendeiner Veranstaltung - bis er mir bei der letzten erzählte, dass das "Gedankenprojekt" abgeschlossen sei und dass im Juli, ein Tag nach dem Filmfest, Premiere ist. Endlich.
Einem Buch wird ein Element zugeordnet
Felix Hörhager ist Videokünstler. Bei seinem Projekt arbeitet er Gedanken auf, die ihm beim Lesen von vier Büchern gekommen sind. Jeweils einem Buch hat er ein Element zugeordnet:
l Dem Roman "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" von Milan Kundera das Feuer (Liebe).
l "Siddhartha" von Hermann Hesse das Wasser.
l "Wolfsblut" von Jack London die Erde.
l Und "Nils Holgersson" von Selma Lagerlöf die Luft.
Bei seinem "Gedankenprojekt" sind dann mit großem Aufwand vier zusammengefügte Videokunstprojekte entstanden. Viele namhafte Künstler, Sportler und Musiker treten in den Filmen auf, haben ihre Musik zur Verfügung gestellt oder erlaubt, Videosequenzen einzuführen. Abi Ofarim, Flatz, Ralf Bauer, Christine Theiss und viele mehr waren beteiligt.
Je mehr ich darüber schreibe, desto mehr erinnere ich mich daran, wie mir Felix Hörhager in den vergangenen Jahren sein Projekt nahebringen wollte - und dass es sehr schwer ist, das Ganze mit wenigen Worten zu erklären.
"Gedankenprojekt": Kostenloser Download im App-Store
Ich denke, am besten ist es, Sie schauen sich das einfach alles einmal an. Das "Gedankenprojekt" lässt sich übrigens kostenlos im App-Store downloaden.
Seit 1997 arbeitet Felix Hörhager bei der dpa (Deutsche Presse-Agentur) als Fotograf, seit 1999 beim Bayerischen Rundfunk als Designer. Er lernte ursprünglich mal Schreiner, studierte Kommunikationsdesign, lehrte an der Kunstakademie in München, auch an der Hochschule für angewandte Wissenschaft - und ist Videokünstler. Sein Vorbild ist der zeitgenössische, amerikanische Medienkünstler Matthew Barney.
Wer Hörhager trifft, denkt bei dem Hünen zunächst nicht an feinfühlige, kreative Arbeit. Und wer einmal als Fotograf mit ihm im Fotograben eines Konzerts gestanden ist, wünscht sich, beim nächsten mal vor ihm, nicht hinter ihm zu stehen. An ihm vorbei zu fotografieren ist schwierig.
Felix Hörhager sprüht vor Ideen. Sein nächstes Projekt wird es sein, seine App ins All zu senden.
Viel Spaß beim Anschauen, Major Tom!
- Themen:
- Bayerischer Rundfunk
- Christine Theiss