Mahlers Symphonie Nr. 7 mit Mariss Jansons

Mariss Jansons und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Gustav Mahlers Siebter im Gasteig
Michael Bastian Weiß |
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Mariss Jansons dirigiert.
Peter Meisel Mariss Jansons dirigiert.

Obgleich die Musikphilosophie von Theodor W. Adorno nicht mehr so viel gelesen wird, wie es einmal der Fall war, ist sein wohl berühmtestes Diktum über Gustav Mahler nicht vergessen. Nach diesem war der Komponist ein „schlechter Jasager“: Sobald er juble, wirke es aufgesetzt.

Wenn Mariss Jansons heute Mahlers Symphonie Nr. 7 dirigiert, die Adorno mit dieser Kritik konkret angesprochen hat, dann scheint es nie so, als ob er solche nicht ganz unzutreffenden Einwände einfach ignorieren würde. Vielmehr hat er auf sie eine Antwort gefunden, die einzige, die möglich ist.

Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks entwickelt Jansons die vielen seelischen Landschaften dieses abendfüllenden Werkes rein aus der Musik heraus. Ohne zu übertreiben, kann man urteilen, dass er damit innerhalb der Mahler-Rezeption der letzten Jahrzehnte eine neue Ebene erreicht.

Lesen Sie auch unseren Bericht über die Pläne des Orchesters in der kommenden Saison

Denn weder wird das dumpfe, missmutige Herumschweifen des Kopfsatzes oder die zur Gewaltsamkeit tendierende Unheimlichkeit des Scherzos verharmlost, noch wird das Jubelfinale, das Adorno so aufstieß, naiv gesundgebetet. Dieser letzte Satz gilt sogar heutigen Mahlerianern noch als problematisch. An ihm kann man ganz besonders gut nachvollziehen, mit welcher intelligenten Besonnenheit Jansons vorgeht. Das Tempo ist kontrolliert, sodass sich nie ein falscher optimistischer Zungenschlag einstellen kann. Doch das Musizieren ist doch auch wiederum nicht so gebremst, dass es verfremdet wirkt oder ironisiert würde.

In allen Sätzen arbeitet Jansons mit einer exakten Artikulation der Stimmen, die gleichwohl nie pedantisch wird. Mit unermüdlicher Energie schärfen die BR-Symphoniker all die hochfahrenden oder schluchzenden Gestalten, die in dreidimensionaler Plastizität den Raum der Philharmonie erfüllen. Sentimentales wird wohltuend nüchtern genommen.

Die Orchestertotale ist durchgehend bis auf den Grund durchhörbar, die Holzbläser treten vorwitzig hervor, ein Kabinettstück sind etwa die Fagottsoli, bei denen der Spieler auch körperlich lustig nach oben hüpft. Mit markigen Streichern und voluminösem Blech erreicht das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks einen einsamen Höhepunkt an Ensemblekultur. Mahler war ein schlechter Jasager, doch Jansons ist ein geborener Mahler-Dirigent – vielleicht der bedeutendste unserer Tage.

Das Konzert kann man in Kürze auf www.br-klassik.de nachhören

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