Wie ist Jürgen Mollath ums Leben gekommen?
Unter welchen Umständen ist Jürgen Mollath ums Leben gekommen? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Staatsanwaltschaft, sondern auch Bruder Gustl – obwohl die beiden Brüder seit fast 16 Jahren kaum Kontakt hatten. Um Klarheit zu bekommen, hat Gustl Mollath jetzt gemeinsam mit einem Unterstützer Strafanzeige wegen einer möglichen Misshandlung seines Bruders gestellt.
Die Staatsanwaltschaft Ansbach geht derzeit davon aus, dass der ältere Bruder von Gustl Mollath nicht durch Gewalteinwirkung von außen zu Tode kam. Jürgen Mollath (70) war Anfang September tot im Bezirkskrankenaus aufgefunden worden (AZ berichtete). Nach Angaben von Behördensprecher Michael Schrotberger liege derzeit noch kein abschließendes Ermittlungsergebnis vor, allerdings deute im Moment auch nichts auf eine Gewalteinwirkung hin.
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Eine tiefe Wunde am Kopf des Toten wirft weitere Fragen auf
Auf Fotos des Leichnams sind jedoch deutlich sichtbare Hämatome im Halsbereich, starke Schwellungen an der Stirn und eine relativ tiefe Verletzung am Hinterkopf Mollaths zu sehen.
Auch der Landtagsabgeordnete Peter Bauer (Freie Wähler), der im Landkreis Ansbach wohnt, selbst Arzt ist und dem die Fotos vorgelegt wurden, wollte die Möglichkeit von Gewaltanwendung nicht ausschließen. Er forderte Justizminister Winfried Bausback in einem Schreiben auf, „aus Gründen der Rechtssicherheit“ eine zweite Obduktion durchführen zu lassen. Die Sprecherin des Ministeriums, Oberregierungsrätin Ulrike Roider, bestätigte den Eingang des Schreibens und betonte, dass Minister Bausback noch am gleichen Tag einen Bericht der Generalstaatsanwaltschaft angefordert habe, auch zur Frage nach der Erforderlichkeit einer zweiten Obduktion. Zunächst solle aber erst MdL Bauer darüber informiert werden.
Ungeachtet dessen fand gestern Nachmittag auf dem Nürnberger Südfriedhof die Beisetzung von Jürgen Mollath statt.
Oberstaatsanwalt Michael Schrotberger wies darauf hin, dass die im Mollath-Umfeld für Debatten sorgenden Fotos offensichtlich erst längere Zeit nach dem Ableben Mollaths angefertigt worden seien und die darauf zu sehenden Hämatome und Verletzungen keinerlei Beleg für eine Gewaltanwendung darstellen würden. „Das sind Erscheinungen, wie sie bei einer Obduktion auftreten“, sagte er. MdL Bauer wiederum, der nach eigenen Angaben pathologische Erfahrung besitzt, hält besonders die tiefe Wunde am Hinterkopf für erklärungsbedürftig.
Jürgen Mollath soll eine Gefahr für sich selbst gewesen sein
Zweifel an der Unverhältnismäßigkeit der Unterbringung im Bezirkskrankenhaus, die ebenfalls aus dem Mollath-Unterstützerkreis laut wurden, trat der Sprecher der Nürnberger Justizbehörden, Friedrich Weitner, entgegen. Diese Maßnahme, erklärte er auf Anfrage, sei gerechtfertigt gewesen und vom Betreuer Mollaths auch selbst vorgeschlagen und für richtig gehalten worden. Die Einweisung sei aufgrund seines Gesamtzustandes aus Gründen einer möglichen Selbstgefährdung erfolgt und stehe in keinem Zusammenhang mit möglichen Straftaten.
Weiteren Angaben des Justizsprechers zufolge sei Jürgen Mollath Ende August nach dem Besuch einer Gaststätte nicht bezahlt habe, auf der Straße zusammengebrochen und hilflos liegen geblieben. Polizeibeamte hätten ihn in einem stark verwirrten Zustand angetroffen.
Wegen seines psychischen Zustandes und damit einhergehender Ausfallerscheinungen sei Mollath auch vorher schon mehrfach im Bezirkskrankenhaus untergebracht gewesen. Dort sei auch eine adäquate ärztliche Betreuung möglich gewesen.
Vor seiner endgültigen Einweisung in das BKH Ansbach hatte Jürgen Mollath nach Angaben aus Justizkreise bereits seinen Platz in einem Nürnberger Altenheim verloren und sei einige Zeit lang ziellos in Europa herumgereist. Ein maßgeblicher Grund für den Verlust des Altenheim-Platzes sei sein ausgeprägter Hang zu Zündeleien gewesen, erklärte Weitner. Dem Vernehmen nach soll Mollath unter anderem auch eine Gondel in Nürnberg in Brand gesetzt haben.
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