München: Posterkönig Roucka muss aus Räumen raus
München - Über vier Monate hat er das Problem für sich behalten. Die Stammkunden und Nachbarn nicht beunruhigen wollen. Versucht, alles hinter den Kulissen zu lösen. Jetzt kann er nicht mehr. Am Samstag hat Münchens Poster-König Wolfgang Roucka (79) einen Zettel ins Schaufenster seiner Galerie am Wedekindplatz gehängt – und die Nachricht schockt: "Nach 54 Jahren an dieser Stelle sind wir zum 31.3.2020 gekündigt und müssen raus", steht drauf. "Wir bedanken uns für die jahrzehntelange Treue."
Der 31. März – das ist schon der morgige Dienstag. Bis dahin muss das Schwabinger Urgestein seine Galerie, die für viele Nachbarn ein Treffpunkt und zweites Zuhause war, räumen. Mit gut 500 Grafiken, Lithografien und Siebdrucken – und an die 1.000 Postern, die in Schubladen lagern. Aber warum denn so plötzlich?
Vermieter will sanieren und teuer vermieten
Aus Wolfgang Rouckas Sicht hat das Drama seinen Ursprung im vergangenen Herbst. Da hatte er bei der Vermieterin angefragt, ob er das Konzept seines 150 Quadratmeter großen Ladens ändern dürfe. Hinten bleibt die Galerie, vorne wird zum Kleinkunst-Café umgebaut, das ein Partner übernehmen würde. "Der Sohn, der mit der Verwaltung befasst ist, hat das kategorisch abgelehnt", erzählt Roucka. "Mit dem Kommentar: Wir sanieren selbst und vermieten es mit der doppelten Miete neu."

Wenig später, am 6. November, kam die schriftliche Kündigung für Ende März. Rouckas Ausweg, mit Galerie und Café in einen leeren Laden in der Haimhauserstraße 5 umzuziehen, scheiterte ebenfalls. Solange unklar ist, wann Cafés in der Corona-Krise überhaupt wieder öffnen dürfen, wagt sich der Partner nicht an ein neues Projekt.
Vermieter droht mit Schadenersatz
Nun läuft Roucka die Zeit davon. Wenn er nicht pünktlich räume, so der Vermieter, werde er Schadenersatz geltend machen. Oder räumen lassen. "Dabei ist es während der Ausgangssperre schwer, Umzugshelfer und Handwerker zu finden!", sagt der 79-Jährige. Die Poster hat nun ein Freund eingelagert, am heutigen Montag geht’s an den Abbruch der Inneneinbauten. "Nach 54 Jahren so hopphopp hier abbrechen zu müssen, das ist alles so eine Katastrophe", sagt Roucka. "Jetzt ist mein Lebenswerk kaputt und ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht."
Lesen Sie hier: Stadteil-Aktivist Fritz Wickenhäuser ist tot
- Themen:
- Wedekindplatz