München: Prozess gegen deutsches IS-Mitglied geht weiter

Im Prozess gegen ein deutsches IS-Mitglied sagt jetzt die Mutter der toten Rania (5) aus.
John Schneider |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Beim Auftakt: Jennifer W. und Anwalt Ali Aydin vor dem Oberlandesgericht München.
Peter Kneffel/dpa Beim Auftakt: Jennifer W. und Anwalt Ali Aydin vor dem Oberlandesgericht München.

München - Noch einmal muss Ranias Mutter als Zeugin vor Gericht durchleben, was im Hochsommer 2015 in Falludscha (Irak) passierte. Ihre Tochter (5) verdurstete bei 45 Grad, weil die kleine Jesidin von einem IS-Kämpfer, der sie und ihre Mutter als Sklavinnen in seinem Haus hielt, in der prallen Sonne angekettet wurde.

Die Frau des IS-Kämpfers, Jennifer W. (28) aus Niedersachsen, muss sich seit April in München für die grausame Tat verantworten. Der Generalbundesanwalt wirft ihr vor, dem Mädchen nicht geholfen zu haben. Sie habe sich damit des Mordes durch Unterlassen schuldig gemacht. Ihr wird außerdem die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

Fünfjährige bei 45 Grad in praller Sonne angekettet

Der Münchner Staatsschutzsenat unter dem Vorsitz von Reinhold Baier betritt juristisches Neuland. Zum ersten Mal weltweit kommt eine Straftat des "Islamischen Staates" gegenüber der religiösen Minderheit der Jesiden vor Gericht. Mit der Menschenrechtsanwältin Amal Clooney hat die jesidische Mutter als Nebenklägerin zudem sehr prominente Unterstützung gewonnen.

Ranias Mutter hat Jennifer W. nach anfänglichem Zögern im Juli vor Gericht wiedererkannt und schilderte gestern noch einmal den Moment, in dem sie sah, dass sich Rania nicht mehr bewegte. Wie sie angefangen habe zu schreien und sich an den Haaren zu ziehen. Versuche, dem Mädchen Wasser einzuflößen, scheiterten. "Ich habe ihren Mund nicht aufbekommen. Sie war tot."

Frau von IS-Kämpfer in München vor Gericht

Der IS-Kämpfer sei dann mit dem Kind zum Hospital gefahren. Ranias Mutter blieb mit Jennifer W. zurück. Als sie um ihr totes Kind weinte, habe ihr Jennifer W. einmal eine Pistole an den Kopf gehalten und sie aufgefordert, damit aufzuhören.

Die Frau des IS-Kämpfers sei anfangs in Ordnung gewesen, dann wurde sie aber "sehr schlimm". Auf ihre Veranlassung seien sie und ihre Tochter geschlagen worden, berichtet Ranias Mutter über die Zeit vor dem tödlichen Vorfall.

Doch Anwalt Ali Aydin meldet Zweifel an den Aussagen der Zeugin an. Ranias Mutter habe bei ihren ersten Vernehmungen die Angeklagte zunächst kaum belastet. Erst später seien die Vorwürfe gegen Jennifer W. konkret geworden. Ob ihr das von irgendwem gesagt worden ist, will Aydin wissen. Ranias Mutter bestreitet das.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Lesen Sie hier: IS-Prozess in München - Ließ Jennifer W. ein Mädchen (5) sterben?

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.