Das furchtbare Geheimnis dieses Mannes

Peter S. (43) soll Susanne Mally erstochen haben. Jetzt sagt seine Ex-Ehefrau: „Sein Bruder hat mich vergewaltigt – und er hat mir nicht geholfen“
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Peter S. ist seit Januar unter Mordverdacht in Haft.
privat 2 Peter S. ist seit Januar unter Mordverdacht in Haft.
Mordopfer Susanne Mally. Musste sie sterben, weil sie zuviel wusste?
privat 2 Mordopfer Susanne Mally. Musste sie sterben, weil sie zuviel wusste?

Peter S. (43) soll Susanne Mally erstochen haben. Jetzt sagt seine Ex-Ehefrau: „Sein Bruder hat mich vergewaltigt – und er hat mir nicht geholfen“

ERLANGEN Am 5. März 1999 endete Susanne Mallys Leben auf dem dreckigen Boden einer Tiefgarage in der Erlanger Nägelsbachstraße. Die Arzthelferin (27) wurde erstochen. Erst Anfang 2008 gelang der Erlanger Kripo der Erfolg: Sie verhaftete Peter S. (43) aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Susanne Mally sterben musste, weil sie herausfand, dass er seine Tochter Maren* missbrauchte. Aus Angst, Mally könnte ihn bei der Polizei verraten, tötete er sie - Mord zur Verdeckung einer Straftat. Seit Mai 2008 ist er nicht der einzige aus seiner Familie, der in der Zelle sitzt. Bruder Konrad S. (45) wurde verhaftet. Wegen Vergewaltigung. Das Opfer: Marens Mutter Sonja* (43), seine Schwägerin: „Ich wurde jahrelang von ihm missbraucht. Niemand half mir.“

Sollten sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bestätigen, haben die Brüder Peter und Konrad das Leben von drei Frauen zerstört: das von Susanne Mally (27), ihrer besten Freundin Sonja (43) und deren Tochter Maren (24).

Nach der Trennung der Eltern Sonja und Peter S. hielt Freundin Susanne Mally Kontakt zu Maren, die beim Vater bei Erlangen lebte. Die Kripo geht davon aus, dass das Kind Susanne anvertraute, dass der Vater sich an ihr verging – und Susanne deshalb sterben musste. Maren war bei den ersten Übergriffen etwa zwölf Jahre alt, es war um das Jahr 1996 herum. Genau weiß das Mutter Sonja nicht - sie flüchtete aus der Familie 1995.

Niemand schützte Sonja vor den Übergriffen ihres Schwagers

Gerade 18 Jahre alt war sie schwanger von Peter S., es wurde geheiratet, Maren kam in einem Ortsteil von Erlangen zur Welt. Doch die glückliche Familie gab es nie: „Peters Bruder Konrad verging sich an mir. Oft." Niemand schützte sie vor ihrem Schwager. Nicht der Ehemann: „Der meinte, ich hätte ihn bestimmt gereizt." Nicht der Schwiegervater: „Da sei nichts dran." Dennoch wurde versucht, die Übergriffe zu vertuschen. „Ich wurde dabei verletzt, musste auf Geheiß der Familie oft den Arzt wechseln." Eine Ärztin erkannte wohl die wahre Bedeutung ihrer Verletzungen. Die Zerrungen in den Armen und Risse in den Knochen, wenn sie versuchte, sich zu wehren. „Die Geschichte mit dem Treppensturz hat sie mir nicht geglaubt." Hier begegneten sich die Frauen Sonja und Susanne Mally das erste Mal. Susanne Mally war Azubi der Ärztin.

Sie schlossen Freundschaft. Susanne Mally hielt zu ihr, als Sonja es nicht schaffte, die gewalttätige Familie zu verlassen. Drohungen ließen sie bleiben, auch die Häme, sie würde es mit mittlerweile drei Kinder eh nicht schaffen. Dazu kam der Griff zur Flasche. „Damit konnte ich mich zumindest betäuben." Die Umständen verhinderten, dass Sonja immer eine gute Mutter war. „Ich bin Maren gegenüber auch ausgeflippt. Ich kriege heute noch Gänsehaut, was sie alles erleben musste." Erst 1995 flüchtete sie.

Ein Arbeitskollege half, dank ihm hatten sie und ihre drei Kinder ein Dach über dem Kopf. Nach einem Jahr wurde aus der Freundschaft Liebe. „Er ist das Beste, was mir passieren konnte." Doch Maren und ihr Bruder wollten zum Vater. „Ich habe Maren eingeschärft, sie soll sich vor Konrad in Acht nehmen - der tut dir weh, geh ihm aus dem Weg", erinnert sie sich. Dass die Gefahr beim Vater Peter drohte, darauf kam sie nicht. Susanne Mally hielt Kontakt zu Mutter und Tochter. An jenem 5. März 1999 „wollte sich Susanne unbedingt mit mir treffen – es ging um etwas ganz Wichtiges". Sie vermutet heute, dass Susanne ihr mitteilen wollte, dass Peter S. Maren missbraucht hatte. Doch kurz vor dem Gespräch wurde Susanne in der Tiefgarage ihres Arbeitsplatzes erstochen.

Nach dem Mord an Susanne Mally vertraute sich Sonja den Behörden an

Als Sonja Anfang 2008 von der Kripo aufs Revier bestellt wurde, teilten die Beamten ihr mit, es habe eine Festnahme im Fall Susanne gegeben, und dass es jemanden aus ihrer Ex-Familie beträfe. „Ich habe zuerst an den Konrad gedacht. Seine Brutalität kannte ich ja." Dann hörte sie den Namen ihres Ex-Mannes. Und dass er den Missbrauch an ihrer Tochter zugibt. Und dass die Polizei glaubt, dass Susanne wegen ihres Wissens darüber sterben musste. Den Mord streitet er ab.

Sonjas Reaktion: Sie übergab sich – und erzählte zum ersten Mal Behörden von den Vergewaltigungen durch den Schwager. Konrad S. wurde verhaftet, Anklage ist erhoben wegen Vergewaltigung.

Mit ihrer Tochter kann sie nur aus der Ferne leiden. Maren möchte keinen Kontakt zu ihr haben. „Sie wirft mir wohl vor, dass ich sie nicht geschützt habe - aber ich wusste es doch nicht."

Maren ist jetzt selbst Mutter. Doch ihr Enkelkind hat Sonja noch nicht gesehen. „Ich muss ihr Zeit geben. Was hat das Mädchen nicht alles ausgestanden: Vermutlich hat sie sich Susanne anvertraut, dann erfuhr sie, dass Susanne umgebracht wurde - welche Angst hatte sie vielleicht dann selbst? Hat sie sich Vorwürfe gemacht?" Fragen, auf die Sonja keine Antworten erhält.

Für sie hat sich viel verändert: Sie führt eine stabile Partnerschaft, sie raucht und trinkt nicht mehr, sie liebt ihre Arbeit, wirkt nach außen gefestigt. „Innen sieht's anders aus", bekennt sie. „Ich hoffe, dass ein Urteil über Konrad gesprochen wird. Dass es ein Stück Gerechtigkeit gibt.“ Nach dem Prozess in Kürze kann sie zumindest dieses Kapitel zuschlagen. Nachblättern wird sie den Rest ihres Lebens. *Namen geändert S. Will

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