Autos nur für Ältere?

Das Durchschnittsalter der Käufer von Neuwagen liegt schon über 50 Jahren. Statt des eigenen Autos bietet sich für viele Carsharing an.
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MÜNCHEN Der erste Kuss, der erste Ferienjob, das erste Auto. Früher war nicht erwachsen, wer keinen Pkw oder wengistens einen Führerschein erwarb. „Baby, you can drive my car“, trällerten die Beatles.

Heute ist unter jungen Leuten cool, wer am besten im Internet vernetzt ist. Statt aufgemotzter Motoren zählen witzige Apps und natürlich die neueste Hardware. Der Autoindustrie kommt währenddessen die Kundschaft abhanden.

Die Zahlen sind eindeutig: 1993 gehörten 17 Prozent aller Autos Kunden, die jünger als 30 waren. Heute macht dieser Anteil nur noch sieben Prozent aus. Besonders stark ist der Rückgang bei den jungen Männern. Nur noch halb so viele von ihnen wie früher leisten sich einen Pkw.

Und die, die einen haben, lassen ihn immer öfter stehen. Die Zahl der gefahrenen Kilometer hat sich bei jungen Leuten ebenfalls fast halbiert. Wofür die Umweltbewegung kämpfte – weniger Individualverkehr, mehr Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln – scheint unversehens Realität zu werden, zumindest für einen Teil der automobilen Kundschaft.

Auch der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer legt Zahlen vor, die jedem Automanager den Schlaf rauben müssen. Das Durchschnittsalter eines Neuwagenkäufers steige, berichtet der Professor. Mittlerweile liege es schon bei 50,8 Jahren. Der Mini kommt noch auf ein Durchschnittsalter von 44,7 Jahren, BMW-Kunden dagegen sind im Schnitt 52 Jahre alt. Im Moment ist dies für die Hersteller kein Problem. Doch sind sie darauf angewiesen, dass ihre Autos auch in 30 Jahren noch verkauft werden. Dann wird aber die Kundschaft von heute mehrheitlich zu alt sein, um sich hinters Lenkrad zu setzen.

Woher kommt der Trend? Öko-Bewusstsein ist es (in der Regel) nicht, was jungen Leuten die Lust am Auto vergällt. Die Gründe sind andere: Vor allem der wachsende Anteil an Studierenden. Wer in München wohnt und zur Uni geht, ist mit dem Fahrrad oder dem MVV besser bedient als mit dem Auto. Dazu kommen die Kosten. Bei einem Spritpreis von 1,55 Euro pro Liter oder mehr überlegen sich junge Menschen zweimal, wofür sie ihr Geld ausgeben wollen – für ein neues Auto, oder nicht doch für ein Snowboard, einen Urlaub, das neueste Ipad? „Die Branche muss sich neu erfinden“, sagt Dudenhöffer. Im Ansatz versucht sie das  – jetzt müssen noch die Kunden mitziehen.

 

Die Alternative: Carsharing

Autofahren, ohne einen Pkw zu besitzen – Carsharing ist vor allem für Städter eine Alternative zum eigenen Wagen. Unabhängige Carsharing-Anbieter zählten Anfang des vergangenen Jahres 220000 Nutzer. Mit Drive-Now (BMW, Sixt), Flinkster (Bahn), Car 2 Go (Daimler, Europcar) oder Quicar (Volkswagen) sammeln die großen Mobilitäts-Unternehmen noch einmal mehr Kunden ein.

Flinkster: Vergleichsweise günstiges Angebot der Bahn. Kein Monatsbeitrag, 0 bis 50 Euro für die Aufnahme in den Kundenstamm, günstigstenfalls 2,05 Euro für eine halbstündige Fahrt über fünf Kilometer, 158 Euro für eine Wochenendfahrt über 500 Kilometer. Kooperation mit Drive Carsharing.

Stattauto: Der Anbieter hat Pkw von Toyota, Ford, Opel und Fiat in seiner Flotte. Nutzer müssen 500 Euro Kaution hinterlegen, dazu kommen eine Aufnahmegebühr von 50 Euro plus sieben Euro Monatsgebühr. Inhaber von MVV-Abokarten zahlen je die Hälfte. Für die Nutzung fallen je nach Dauer und Uhrzeit 50 Cent bis 3,70 Euro pro Stunde an. Dazu kommt ein Kilometertarif von 19 bis 37 Cent. Darin sind die Spritkosten enthalten.

Stadtteilauto: Der Münchner Pionier beim Carsharing. Verschiedene Opel-Modelle vom Corsa über den Movano bis zum Speedster. 500 Euro Kaution, 60 Euro Aufnahmebeitrag (für MVV-Abo-Kunden jeweils die Hälfte). Acht Euro Beitrag im Monat. Je nach Uhrzeit, Dauer der Nutzung und Modell zwischen 0 und acht Euro pro Stunde, außerdem 24 bis 30 Cent pro Kilometer (inklusive Sprit). Extragünstige Urlaubstarife im Ausland.

Greenwheels: Wer die Fahrzeuge bucht, bekommt einen Toyota Yaris und Toyota Verso. Der Monatspreis beträgt fünf Euro. Für eine halbstündige Fahrt über fünf Kilometer berechnete die Stiftung Warentest im günstigsten Fall einen Preis von 2,40 Euro. Für einen Wochenendfahrt über 500 Kilometer 184 Euro.

Zebramobil: Keine Monats- oder Jahresgebühr, die Aufnahmegebühr (neun Euro) wird mit Nutzungskosten verrechnet. Sprit, Versicherung, Wartung und 200 Kilometer pro Tag sind inbegriffen. Minutengenaue Abrechnung. Pro Minute werden zwischen drei Cent (geparkt, ab der siebten Stunde Gesamtnutzung) und 25 Cent berechnet. Die Parkplatzsuche ist ab der zehnten Minute frei.

Drive Carsharing: Startpreis 50 Euro, Monatsbeitrag zehn Euro (MVV-Abo-Nutzer und Studenten die Hälfte). Zwischen 1,50 und 7,25 Euro/Stunde. Dazu kommen ab einer tarifabhängigen Kilometerpauschale acht Cent pro Kilometer, außerdem 16 bis 20 Cent Spritkosten pro Kilometer. Kooperation mit Flinkster.

Drive Now: Minis und BMW ohne Monatsbeitrag (Aufnahmebeitrag: 29 Euro). Pro Fahrt fallen laut Stiftung Warentest vergleichsweise hohe Kosten an: Günstigstenfalls 8,70 Euro für eine halbe Stunde/fünf Kilometer. Der Tester scheiterte wiederholt beim Versuch, ein gebuchtes Auto mit dem Kundenchip zu öffnen. Reservierung 15 Minuten im Voraus.

 

 

 

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