Skispringer werden: "Mit 14 ist es schon zu spät"
AZ: Herr Uhrmann, mich begeistern die Skispringer bei den Olympischen Spielen – und jetzt will ich es selbst ausprobieren!
ALOIS UHRMANN: Das wird deutlich schwieriger als bei anderen Disziplinen. Beim Langlaufen können Sie langsam oder schnell fahren. Beim Ski alpin können Sie bremsen. Aber auf der Schanze geht das nicht. Von dem Gespür, das Sie für die Aerodynamik und den Flug entwickeln müssen, ganz zu schweigen.
Und man muss dazu sicher auch mit der Angst klar kommen.
Die Angst ist für Skispringer weniger das Problem. Respekt, ja, den sollte man vor der Schanze haben. Aber niemand fängt auf einer Olympia-Schanze an. Die werden vom Kindesalter an immer größer, so dass eine langsame Gewöhnung an die Höhe und die Geschwindigkeit stattfinden kann.
Verschiedene Event-Agenturen und Standorte bieten Tageskurse zum Skispringen an. Lohnen sich die?
Natürlich kann das Spaß machen und jeder, der Lust hat, sollte das ausprobieren. Aber man muss sich im Klaren sein: Mit richtigem Skispringen hat das nichts zu tun. Richtiges Skispringen wäre für Erwachsene absolut lebensgefährlich!
Was passiert bei solchen Veranstaltungen dann?
Das ist ganz ähnlich wie bei Kindern, die ihre ersten Versuche auf der Schanze machen. Am Anfang ist es noch ein kleiner Absprungberg, die Schanzen von acht bis zehn Meter, die Sprungweiten liegen hier nur bei einigen Metern. Und hier werden auch noch Alpin-Ski verwendet, die sind von den Flugeigenschaften zwar nicht mit den echten vergleichbar, dafür aber viel stabiler. Der Nachwuchs arbeitet sich dann Jahr für Jahr an größere Schanzen heran. Mit neun, zehn Jahren springt man von Schanzen in der Größenordnung von etwa 15 Metern, die jetzigen 99er und 2000er Jahrgänge sind dann schon im 60-, 70-Meter-Bereich.
Wenn man also tatsächlich Skispringer werden möchte – was ist denn das späteste Einstiegsalter?
Mit 14 Jahren ist es eigentlich schon zu spät. Dann fehlen zu viele Jahre, in denen der Körper vor allem die Eigenheiten des Fluges kennenlernen muss, die kleinsten Bewegungen, damit man sich erfolgreich in der Luft halten kann.
Und wer das nicht wahrhaben will und noch als Erwachsener mit dem Skispringen beginnen will?
Nun, wer es wirklich ernst meint, der kann sich vielleicht noch bis zu 40-Meter-Schanzen hocharbeiten. Dann ist aber wirklich Schluss. Das Problem ist schließlich auch, dass man das Skispringen nicht einfach mal mit Freunden trainieren kann.
Dann doch lieber im Gurt angeseilt mit dem Flying Fox eine Art Schanzenhügel hinab fliegen, wie es zum Teil angeboten wird?
Warum nicht? Aber auch hier muss man sich im Klaren sein: Von echtem Skispringen und dessen Anspruch ist das ganz weit weg.
Verschiedene Event-Agenturen bieten einen sogenannten Skisprung-Simulator an: Dort fliegt man zwar teilweise bis zu 150 Meter weit – allerdings fest im Brust- und Sitzgurt an ein Stahlseil gehängt. Ein Jahreszeitenunabhängiger, luftiger Nervenkitzel immerhin, den man sogar im Sommer ausprobieren kann. Die Preise für einen Kurs mit zwei Abfahrten an der Seilrutsche liegen zwischen 50 und 70 Euro, buchbar etwa bei www.meventi.de, www.jollydays.de oder www.jochenschweitzer.de.
Die andere Möglichkeit, ins Skispringen hineinzuschnuppern, sind Hüpfer auf Minischanzen, die mit Alpin-Ausrüstung absolviert werden – in Bayern zum Beispiel in Oberstdorf, Preise ab 46 Euro mit eigenen Ski. Infos gibt es unter www.erdinger-arena.de. Im Sommer finden die Kurse auf Matten statt.
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