München: Münchner Eltern sollen weniger Kita-Gebühren zahlen
54.000 Münchner Kinder müssen im nächsten Kita-Jahr gar nichts mehr oder sehr viel weniger bezahlen. Damit sparen manche Familien bis 286 Euro pro Kind im Monat ein.
München - Gefordert haben sie sowohl die Genossen im Stadtrat als auch die CSU – und jetzt kommt sie wirklich: die kostenlose (und sehr gebührenreduzierte) Kita in München auch für mittlere Verdiener. Und zwar schon ab dem nächsten Schul- und Kita-Jahr 2019.
54 000 Kinder in rund 830 städtischen und von der Stadt geförderten Kitas werden davon profitieren. So will es OB Dieter Reiter (SPD) am Mittwoch im Stadtrat vorschlagen. Die Stadt soll dafür rund 45 Millionen Euro im Jahr investieren. Dass der Vorschlag im Gremium durchgeht, daran hat der OB keinen Zweifel.
"München hat einfach zu hohe Lebenshaltungskosten", sagt Reiter, "wir müssen Familien mit geringeren und mittleren Einkommen entlasten." Die genauen Berechnungen liegen inzwischen auch vor – so schauen sie aus: Beitragsfrei bis 50 000 Euro brutto: Ab September 2019 zahlen Münchner Familien, die unter 50 000 Euro brutto im Jahr verdienen, für Kindergarten, Krippe und Hort gar nichts mehr. Das galt bisher nur für Geringverdiener mit Einkommen bis 15 000 Euro. Ab nächstem Jahr betrifft das rund 24 000 Münchner Kinder (fast 13 000 mehr als bislang).
Deutlich niedrigere Gebühren: Es gibt künftg nur noch fünf Einkommensstufen (statt elf), gestaffelt in 10 000-Euro-Schritten – und die Kitagebühren werden deutlich abgesenkt.
Vor allem: die bisher viel teureren Krippen werden Kindergärten gleichgestellt. Beispiel: Wer bis zu 60 000 Euro brutto im Jahr verdient, und sein Kind bis zu neun Stunden in der Krippe hat, zahlt künftig statt 354 Euro im Monat nur noch 68 Euro. Ersparnis: 286 Euro im Monat.
Einkommenshöchstgrenze 80 000 Euro: Erst ab einem Familien-Jahreseinkommen von 80 000 Euro brutto muss man die reguläre Kita-Gebühr zahlen (bisher: schon bei 60 000 Euro). Beispiel: Bislang zahlte man in dieser Einkommensklasse für einen Krippenplatz (neun Stunden täglich) 421 Euro, ab nächstem Jahr nur noch 162 Euro. Ersparnis: 259 Euro im Monat.
Die Geschwisterermäßigung bleibt: Ab dem zweiten Kind wird es um eine Einkommensstufe billiger (nicht mehr um zwei). Ab dem dritten Kind wird der Kita-Besuch kostenlos.
Was das konkret für Familien bedeutet, hat das Schulreferat an Beispielen ausgerechnet.
Herr Hirsch, alleinerziehend, hat zwei Kinder. Der Betriebswirt verdient monatlich 3239 Euro (Jahresbrutto: 38 868 Euro). Tochter Gerti geht neun Stunden täglich in einen städtischen Kindergarten. Das kostet bisher 105 Euro, ab nächstem Jahr: 0 Euro. Tochter Lea geht zeitgleich in eine städtische Krippe. Kostet bisher 109 Euro, demnächst: 0 Euro. Herr Hirsch spart monatlich 214 Euro.
Familie Dachs hat drei Kinder. Der Vater, Zahntechniker, verdient 3884 Euro. Die Mutter halbtags als Reiseleiterin 1861 Euro (Gemeinsames Jahresbrutto: 68 940 Euro). Für Sohn Paul, fünf Stunden täglich im Hort, reduziert sich die Kita-Gebühr von 136 auf 77 Euro. Für Tochter Astrid im Kindergarten von 116 auf 53 Euro. Tochter Nina kostet als drittes Kind 0 Euro. Die Familie spart künftig also monatlich 122 Euro ein.
Familie Wolf hat ein Kind. Die Mutter verdient als Wirtschaftsinsgenieurin 5506 Euro monatlich, er als Grafiker 3680 Euro. Gesamtjahresbrutto: 110 232 Euro. Sohn Moritz geht über neun Stunden täglich in eine städtische Krippe. Das kostet statt bisher 431 Euro nur noch 162, die Familie spart 259 Euro.
Einen Wermutstropfen gibt es allerdings noch: Für rund 500 private Münchner Kitas, die nicht an der "Münchner Förderformel" teilnehmen (darunter viele kleine Eltern-Kind-Initiativen), gelten die neuen Preisregelungen nicht.
"Wir hoffen", sagt Schulbürgermeisterin Christine Strobl, "dass sich bald noch möglichst viele dieser Einrichtungen fördern lassen werden." Damit es auch dort bald kostenlose Kitas gibt.
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