Der Psychopath Volker E.: Ein unerkannter Mord – und die fatalen Folgen
In der "Großen Enzyklopädie der Serienmörder" hat er einen Platz gefunden: Volker E., ein von Sadismus getriebener Psychopath. Sechs Frauenmorde zwischen 1974 und 2006 hat er gestanden, es könnten aber auch viel mehr Opfer gewesen sein.
Anhaltspunkte dafür finden sich in den Ermittlungsakten, die nach seinem Selbstmord – kurz vor Prozessbeginn – in der Ablage landeten.
Die Akten, in die die AZ Einsicht nehmen konnte, liefern ein Dokument des Wahnsinns. Denn es liegen die handschriftlichen Aufzeichnungen des Serienmörders bei, in denen er wesentlich mehr als die gestandenen Taten beschreibt.
Volker E. ging äußerst brutal vor
Zu den Akten gehört auch die Expertise von Professor Norbert Nedopil aus München. Der Gerichtsgutachter und hat die Psyche E.s wenige Monate vor dessen Selbstmord 2007 in der Justizvollzugsanstalt Bayreuth eingehend untersucht. Er stieß auf ein psychopathisches Persönlichkeitsprofil, ausgeprägten Sadismus sowie schizophrene Schübe und empfahl eine dauerhafte Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie. Verurteilt wurde Volker E. erstmals Ende der 1980er Jahre, weil er in Plauen zwei junge Frauen überfallen und sexuell missbraucht hatte.
Besonders auffallend war seine Vorgehensweise laut den Ermittlern, weil er beide Opfer massiv und bis zur Bewusstlosigkeit würgte. Was zu diesem Zeitpunkt keiner ahnte: E. war damals bereits ein Mörder. Der zu DDR-Zeiten bei der Kripo in Gera als Leiter der Mordkommission tätige Hans Thiers hat gerade sein drittes Buch veröffentlicht: "Serienmörder der DDR – Berichte, Bilder, Dokumente". Auch der "Fall E." kommt darin vor.
Auf der Rückseite des Buchs ist zu lesen: "Dank hervorragender Polizeiarbeit konnten die Serienmörder der DDR in den meisten Fällen schnell ermittelt und ihrer Serien gestoppt werden."
Zu diesen "meisten Fällen" gehört Volker E. aber nicht. Nach seiner erneuten Festnahme im Jahr 2006 gestand er nicht nur fünf Prostituierten-Morde in mehreren europäischen Ländern, sein Blick richtete sich auch ganz weit zurück – ins Jahr 1974.
Die Polizei bleibt erfolglos
Damals, als 14-jähriger Schüler, wurde er zum ersten Mal zum Mörder. Opfer war eine gleichaltrige Klassenkameradin mit langen Haaren. Lange Haare setzten seine Perversion in Gang. In seinen Aufzeichnungen beschreibt er auch diesen Mord bis ins letzte Detail. Für die Polizei in Plauen war der Tod des Mädchens aber Selbstmord.
So lautete das Ermittlungsergebnis. Damit musste nicht nur die Mutter des Mädchens leben, sondern auch dessen beste Freundin. Ein Streit mit ihr, so das Ergebnis der Ermittlungen, habe den Suizid ausgelöst.
In seinen Aufzeichnungen schreibt E., dass er sich gefreut habe, weil die Polizei nicht auf ihn gekommen sei. Von da ab habe für ihn festgestanden, sich weitere Opfer zu suchen. Eigenen Angaben zufolge überfiel er mindestens 30 Frauen in Plauen und der näheren Umgebung.
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