Jürgen Kirner: "Der Beste für die Besten"
Noch sechs Wochen bis zu den Kommunalwahlen, und der Bayerische Rundfunk mischt im Wahlkampf mit giftiger Satire im Gewand eines griabigen Volkstheaterstücks mit. „Der Beste für die Besten“ wurde im Kleinen Theater Haar in einer Inszenierung des Tangrintler Volkstheaters aus Hemau (Regie: Dietmar Woll) aufgezeichnet und wird am Sonntag ausgestrahlt.
Die historische Vorlage ist brandaktuell. Autor Jürgen Kirner nutzte den noch laufenden Prozess gegen den Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs als Inspirationsquelle.
Regensburgs Wollberg als Satire
Wolbergs wird Bestechlichkeit durch die illegale Stückelung von Parteispenden vorgeworfen. Adam Baumer (Philipp Wilhelm), der zentrale Schlawiner der Komödienstadel-Produktion, ist erst noch OB-Kandidat für die kurz bevorstehende Wahl in einem oberpfälzischen Städtchen, hat aber mit der noch unentdeckt gebliebenen Parteispendenaffäre schon reichlich Dreck am Stecken.
Der Ministerpräsident kommt auch vor
Parteifreund Jakob Hirschauer (Berthold Kellner) fordert Baumers Beendigung der Kandidatur, denn mit den korrupten Umtrieben Baumers sieht er seinen eigenen Karrieresprung zum Ministerpräsidenten in Gefahr. Baumer wiederum weiß von Hirschauers Unfallflucht mit Todesfolge, denn der schwule Bürgermeisterkandidat wurde mit der lesbischen Tochter (Marget Flach) eines Zeugen verheiratet, um diesen zum Schweigen zu bringen.
Zum bunten Strauß an noch vertuschtem Lug und Trug gehören zudem ein Landschaftsschutzgebiet, in dem die Firma von Hirschauers Verwandtschaft (Emi Strunz, Klaus Schmidbauer) Giftmüll veklappt hat und auf dem verseuchten Boden Luxusresidenzen bauen will. Endgültig zum Krimi wird die Geschichte, wenn der Nebenerwerbslandwirt Hirschauer plötzlich tot im Maissilo seines Mastbetriebs gefunden wird. Jürgen Kirner macht den Komödienstadel zu einem Keller voller Leichen, und das in jedem erdenklichen Sinne.
Kirner ist homosexuell und CSU-Mitglied
Der 59-Jährige ist bekannt als Volkssänger und Kabarettist. Schon mit 15 gründete er in seinem oberpfälzischen Heimatort Hemau seine erste Kabarettgruppe und ist seit fast 30 Jahren Kopf der beliebten Couplet-AG. Er ist der einzige lebende Beweis dafür, dass auch ein Konservativer vom politischen Spektrum rechts von der Mitte überzeugend Kabarett machen kann.
Kirner lebt darüberhinaus offen homosexuell und ist dennoch Mitglied der CSU, die in seinem Stadel-Stück als KSU (Konservative Soziale Union) nur leicht maskiert auftritt. An der Partei und vor allem an „ihren Protagonisten“ habe er sich immer abgearbeitet, erklärte er einmal. Der Schweine züchtende Landtagsabgeordnete Hirschauer formuliert das so: „Je mehr i mir die Leut in unserer Partei oschau, umso sympathischer wern ma meine Säu“.
Bayerisches Fernsehen, Sonntag, 20.15 Uhr
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