Der Kampf um das Naherholungsgebiet Hüllgraben
Bogenhausen - Im Bezirksausschuss Bogenhausen (BA) schrillen die Alarmglocken, denn einem der raren Naherholungsgebiete auf der Schnittstelle zwischen Daglfing, Trudering und Berg am Laim droht der Garaus, wenn die Bahn ihre Pläne zum Ausbau des Transeuropäischen Güterverkehrsnetzes verwirklicht.
Bahn will Güternetzwerk ausbauen
Truderinger und Daglfinger Kurve sind zentraler Bestandteil dieses Korridors von Paris nach Budapest und zum Brenner-Basistunnel. Sie lägen mitten im Hüllgraben-Dreieck zwischen A94 und den Bahnstrecken München-Mühldorf und der S-Bahnlinie nach Ismaning.
Der Knackpunkt dieser Planung: Der Hüllgraben, gespeist vom Hachinger Bach, soll verlegt werden. Bisher durchfließt das Gewässer den Bereich von Süd nach Nord, verschwindet dann kurz im Untergrund und kommt in Daglfing, dort renaturiert, wieder ans Licht.
Hüllgraben soll verlegt werden
Wenn es nach Plänen der Bahn geht, wird der Wasserlauf im Hüllgraben-Dreieck verschwinden. Stattdessen soll er entlang der Truderinger Straße nach Osten, durch Kirchtrudering in den ehemaligen Entwässerungsgraben "Truderinger Hüllgraben" und nach Daglfing geleitet werden. Das Bachbett im Hüllgraben-Dreieck wird künftig nur noch durch Grundwasser gespeist.
"Der Hüllgraben darf nicht den Plänen der Bahn preisgegeben werden! Mit der Umleitung haben wir einen Cut, damit ist der Hüllgraben tot! Er wird als Kloake des künftigen Bahntunnels Johanneskirchen verwendet", schimpfte Planungssprecher Xaver Finkenzeller (CSU) auf der jüngsten Bezirksausschuss-Sitzung. Credo des BAs sei immer gewesen: "Naturflächen müssen erhalten bleiben!" Das müsse man den Stadträten deutlich machen, ehe sie sich zu den Plänen der Bahn äußerten.
Frischluftschneise und Freifläche: Hüllgraben-Dreieck
Vor nicht mal zehn Jahren war das Hüllgraben-Dreieck eine grüne Oase, die Bewohner aus Trudering, Berg am Laim und Daglfing zur Naherholung nutzten. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2010 mahnte große Freiflächen-Defizite im Münchner Osten an. Zudem hieß es, zur Entwicklung von Niedermoorflächen eigne sich vor allem der Bereich entlang des Hüllgraben, der sei auch eine wichtige Frischluftschneise, vor allem für Zamdorf.
Gewerbegebiet Hüllgraben
Der Stadtrat beschloss 2012 dennoch, 5,5 Hektar des 17 Hektar großen Areals als Gewerbegebiet auszuweisen – als Ersatz für den Bereich Hauptbahnhof-Laim-Pasing, wo Wohnungen gebaut wurden. Da halfen auch die 1.200 Unterschriften gegen die Pläne nichts, die Bürger dem damaligen Grünen-Bürgermeister Hep Monatzeder übergaben.
Neue Firmen wie Amazon und die Eisbach-Studios haben sich angesiedelt, von Pasing umgezogen ist gerade mal ein Betrieb. Auch der Bund Naturschutz hatte sich für die wertvolle Grünfläche mit altem Baumbestand und vielen Tier- und Pflanzenarten eingesetzt – vergeblich. Der BA aber will weiter kämpfen.
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