Münchner OEZ-Attentäter David S. hatte Kontakt zu US-Attentäter

Der OEZ-Attentäter tauschte sich mit einem rechten Amerikaner aus, der zwei Mitschüler erschoss. Nach jetzigen Erkenntnissen soll David S. Teil eines rechtsextremen virtuellen Netzwerks um den US-Amerikaner William A. gewesen sein.
Nina Job |
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Das Denkmal am Olympia-Einkaufszentrum.
dpa Das Denkmal am Olympia-Einkaufszentrum.

München - David S. († 18), der am 22. Juli 2016 am OEZ neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen hat, stand in engem Kontakt zu einem rechtsextremen US-amerikanischen Attentäter. Hätten elf Morde verhindert werden können, wenn sich amerikanische und deutsche Sicherheitsbehörden über ihre Erkenntnisse ausgetauscht und Spuren im Netz weiterverfolgt hätten?

Nach jetzigen Erkenntnissen war David S. Teil eines rechtsextremen virtuellen Netzwerks um den US-Amerikaner William A. († 21). Dieser hatte er ein Forum namens "Anti-Refugee-Club" gegründet, in dem er sich mit Gleichgesinnten, darunter David S., über rechtsextreme, rassistische Inhalte, Waffenbeschaffung und Mordfantasien austauschte. Zudem spielten die Männer auf der Gaming-Plattform "Steam" miteinander.

Nach den Morden am OEZ feierte William A. den Münchner Attentäter David S. auf öffentlich zugänglichen Seiten im Internet als Held – und verhöhnte die Mordopfer. Im Dezember 2017 wurde der Amerikaner in Aztek (USA) selbst zum Mörder: Er erschoss an einer Schule zwei Mexikaner. Danach beging er Selbstmord.

FBI fahndet, deutsche Sicherheitsbehörden bekommen nichts mit

Obwohl das FBI im März 2016 – also vier Monate vor der grauenvollen Bluttat am OEZ – eine Hausdurchsuchung bei William A. durchführte, erfuhren die deutschen Sicherheitsbehörden nichts von der Verbindung nach Deutschland. Und auch umgekehrt wurden offenbar keine Erkenntnisse ausgetauscht.

Erst vor ein paar Wochen wurde die Verbindung publik. Der Politikwissenschaftler Florian Hartleb – er hatte 2017 im Auftrag der Stadt ein Gutachten über David S. erstellt – war auf entsprechende US-Medienberichte aufmerksam geworden. Als er sich beim Landeskriminalamt in München erkundigte, ob diese Erkenntnisse bekannt seien, erfuhr er, dass man dort von der Verbindung nichts wusste. Florian Hartleb hatte David S. bereits in seinem Gutachten als Rechtsterroristen im Sinne eines einsamen Wolfs eingeordnet - und nicht Mobbing als Tatauslöser gesehen wie die hiesigen Ermittler und die Staatsregierung. "Spätestens jetzt mit den neuen Erkenntnissen muss man von Rechtsterrorismus sprechen", sagte er am Sonntag zur AZ.

Münchner Staatsanwaltschaft sucht Kontakt zu US-Behörden

Die Staatsanwaltschaft München teilte der AZ mit, dass man bereits Ende Juli 2016 ein Ermittlungsersuchen zu den Onlinespiele-Aktivitäten von David S. beim Betreiber der Plattform "Steam" eingeholt hätte. Alle Chatprotokolle seien aber bereits nach zwei Wochen gelöscht worden. Mittlerweile hat die Münchner Staatsanwaltschaft Kontakt zu den US-Behörden gesucht. Oberstaatsanwältin Anne Leiding zur AZ: "Die Staatsanwaltschaft München I hat aufgrund der US-amerikanischen Presseberichterstattung und angeblichen Verbindungen zu David S. von Amts wegen Ermittlungen zu Art und Umfang dieser Kontakte aufgenommen."

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