Bestätigt: Ikea prüft Filial-Standorte in der Innenstadt von München
Drei Orte wurden untersucht. Am besten kam die Paketposthalle weg - am Ende könnte es aber ganz anders kommen.
München - Das letzte Mal war die Ikea-Filiale in Hamburg-Altona im Juli 2017 in den Schlagzeilen. Sie war von G20-Randalierern mit Brandsätzen angegriffen worden - und das Möbelhaus und seine Mitarbeiter bekamen viel Sympathie und Mitleid ab.
Wie anders war das noch 2014, als Ikea in die schmucklose Fußgängerzone nicht weit vom Bahnhof Altona zog. Bundesweit wurden die Proteste damals beachtet - im Viertel fürchtete man Autolawinen - und die Verdrängung alter Geschäfte.
Vier Jahre später gibt es keinen Ärger mehr, viele Ikea-Parkplätze bleiben leer, weil die Leute gar nicht mit dem Auto kommen. Deutschlands erster Innenstadt-Ikea ist allgemein akzeptiert - und Ikea prüft neue zentrale Standorte auch in München. "Die Leute haben eben am Anfang Probleme, sich das vorzustellen", sagte Professor Alain Thierstein, der Raumplanung an der Technischen Universität lehrt, gestern im Gespräch mit der AZ . "Sie verbinden mit Ikea viele Autos, einen riesigen Bau."
Thierstein hat im Auftrag von Ikea drei mögliche Standorte in München geprüft: die Paketposthalle, den Ratzingerplatz und den Kapuzinerplatz (wo eines Tages die Arbeitsagentur ausziehen wird). Die Forscher empfehlen Ikea die Paketposthalle. Sie habe über den S-Bahnhof Hirschgarten die beste Erreichbarkeit, sagt Thierstein. Außerdem biete sie zum Beispiel auch Flächen für Sport.
Sport? Die Forscher stellen sich ganz andere Ikea-Filialen vor als das bekannte Konzept. Eben auch mit Freizeitmöglichkeiten, viel stärker in den Stadtteil integriert, teils auch mit Wohnungsbau. An der Paketposthalle würden sie auch Räume für Start-Ups einplanen. Thierstein drückt es so aus: "Ikea geht weg von der blau-gelben Kiste, wird ein Teil der Stadt."
"Wenn Ikea nicht in die Städte kommt, kommen die Jüngeren nicht mehr zu Ikea"
Den Ratzingerplatz hält er ebenfalls für einen guten Standort. Allerdings wäre der aus seiner Sicht erst mit der fertigen Tram-Westtangente sehr gut angebunden - also erst in vielen Jahren. Am Kapuzinerplatz hingegen könnte er sich einen Ikea im Erdgeschoss vorstellen - und bezahlbare Wohnungen im oberen Geschossen.
Und warum all das? Ikea leidet darunter, dass die Leute heute lieber online shoppen, viele nicht mehr mit dem Auto im Stau stehen wollen. "Wenn Ikea nicht in die Städte kommt, kommen die Jüngeren nicht mehr zu Ikea", so drückt es Thierstein aus. Trotz der Digitalisierung würden viele aber vor Ort Möbel anschauen und anfassen wollen - um sie sich liefern zu lassen.
Um diese Zielgruppe anzusprechen ist übrigens viel weniger Platz nötig als in klassischen Filialen. Die hätten noch 60.000 Quadratmeter gehabt, sagt der Professor. "Die neuen würden sich bei 10.000 bis 15.000 bewegen."
Ikea selbst bleibt zurückhaltend, erklärt nur, man prüfe mehrere neue Standorte in der Stadt wie im Umland. Es sei aber denkbar, dass es am Ende ein "Standort wird, der nicht typisch für Ikea ist und den man erstmal nicht mit uns in Verbindung bringen würde".
Was Raumforscher Thierstein da abseits seiner Studie in München noch einfiele? "Das Werksviertel am Ostbahnhof", sagt er. Da könnte man sich so einen Ikea auch vorstellen."
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