Backstreet Boys: Die "netten" Burschen von nebenan

Die Backstreet Boys werden heute genau 30 Jahre alt. Alle Skandale lassen sie seither einfach an sich abperlen
von  Britta Schultejans
Die Anfangszeit: Nach einer Pressekonferenz stellen sich die Backstreet Boys (v. l.) Brian, Nick, Howie, A J und Kevin den Fotografen.
Die Anfangszeit: Nach einer Pressekonferenz stellen sich die Backstreet Boys (v. l.) Brian, Nick, Howie, A J und Kevin den Fotografen. © dpa

Es war eine der Schlüsselszenen ihrer Show: Kevin Richardson (51) und AJ McLean (45) versteckten sich bei Konzerten ihrer Deutschland-Tournee 2022 hinter einer Art Umkleidekabine - und warfen signierte Unterhosen von der Bühne ins Publikum - "wir revanchieren uns".

Jahrzehntelang war es umgekehrt: Nach Teddybären und Plüschtieren aus der Anfangszeit waren es später Dessous, die den Backstreet Boys bei ihren Konzerten um die Ohren flogen - begleitet von ohrenbetäubendem Kreischen.

Drei Jahrzehnte geht das nun schon so. Die Gruppe, die mit Pop-Krachern wie "Quit Playing Games (with My Heart)", "Everybody" oder "I Want It That Way" Boyband-Geschichte geschrieben hat, feiert heute 30. Jubiläum.

Als Gründungsdatum gilt der 20. April 1993. Damals waren McLean, Richardson, dessen Cousin Brian Littrell (heute 48), Howie Dowough (49) und Nick Carter (43) in Florida zusammengecastet worden.

1995: Die erste Goldene Schallplatte in München

Alex Gernandt war ganz nah dran, als es in Deutschland losging mit der Weltkarriere: "Ich war dabei, als sie im November 1995 in einem italienischen Restaurant in München mit ihrer ersten Goldene Schallplatte überrascht wurden", sagt der frühere Chefredakteur der "Bravo", der Bibel eines jeden "BSB"-Fans der 90er Jahre. "Die Jungs hatten Tränen in den Augen, alle haben geheult vor Glück. Und dann brachen sie plötzlich weltweit Rekorde."

Ein kalkulierter Erfolg: "Vorher hatten die Jungs in Florida zwei Jahre lang hart trainiert, bis zur Perfektion", sagt Gernandt. Höflich, gut erzogen und unkompliziert seien sie gewesen. "Das waren die netten Jungs von nebenan."

Auf dem Weg in den Pop-Olymp trug auch die sorgfältige Zusammensetzung der Gruppe bei: Brian für die netten Mädchen, AJ für die rebellischen, Howie für die ruhigen, Kevin für die etwas älteren - und Nick für alle. Jede durfte träumen damals in den 90ern.

Nach 30 Jahren: Das Kreischen ist heiserer geworden

Heute ist das Kreischen auf den Konzerten heiserer geworden, die Ekstase Mojito-getränkt. Eine Stimmung wie beim Junggesellinnenabschied. Die Frauen, die heute im Publikum grölend mitschunkeln, haben das auch 1995 oder 1997 schon getan.

Und was ist mit den Skandalen? Die lässt die Band an sich abperlen. Drogen- und Alkohol-Abstürze von AJ und Nick, dessen von Gewaltvorwürfen überschattete Beziehung zu Paris Hilton Klatsch-Schlagzeilen machte, konnten den Backstreet Boys nichts anhaben.

Toxisches Verhalten von Carter und seinem inzwischen gestorbenen kleinen Bruder Aaron in der Reality-Show "House of Carters" blieb von der Fan-Base weitgehend ignoriert. Und dass Littrell sich offen als Donald-Trump-Unterstützer mit fragwürdigen politischen Ansichten präsentierte, scheint die Fans auch nicht sonderlich zu interessieren.

Ein paar Skandale, die einen Schatten werfen

Inzwischen jedoch überschatten Vorwürfe, die nicht politisch, aber schwerwiegend sind, die Erfolgsgeschichte: Nick Carter werden sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Zwei Frauen sagen, er habe sie Anfang der 2000er Jahre vergewaltigt. Carter, der verheiratet ist und sein Familienleben mit drei kleinen Kindern auf Instagram vermarktet, streitet die Vorwürfe entschieden ab - und hat eine Gegenklage angestrengt.

Der US-Sender ABC strich eine geplante Spezial-Sendung zum Weihnachtsalbum der Band, Carter selbst soll Werbedeals verloren haben - die Welttournee läuft derweil vor kreischendem Publikum weiter.

Von Ende April an stehen Konzerte in Island, Ägypten, Saudi-Arabien, Indien und Südafrika an. Ganz nach dem Motto: "As Long As You Love Me."

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