Schnäppchenjagd am Black Friday: Worauf Sie achten müssen

Die Schnäppchenjagd am Black Friday geht wieder los. Doch die Inflation wirkt sich auf das Verbraucherverhalten aus. Und auch der Handel ist nicht mit allem zufrieden. Lesen Sie hier Infos und Tipps von Experten.
von  Martina Scheffler
Wie hier in der Münchner Fußgängerzone wird derzeit weltweit für den Black Friday oder gleich eine ganze Black Week geworben. Die Aktion ist beliebt, aber nicht immer lässt sich sparen, sagen Verbraucherschützer.
Wie hier in der Münchner Fußgängerzone wird derzeit weltweit für den Black Friday oder gleich eine ganze Black Week geworben. Die Aktion ist beliebt, aber nicht immer lässt sich sparen, sagen Verbraucherschützer. © Wolfgang Maria Weber/imago

München - Ob online oder in Geschäften vor Ort – die Hinweise auf die große Rabattschlacht vor dem letzten November-Wochenende sind nicht mehr zu übersehen: Der Black Friday naht.

Am kommenden Freitag ist es wieder so weit. Der Handelsverband Bayern (HBE) rechnet mit einem Umsatz von 930 Millionen Euro in Bayern –  Black Friday und der darauffolgende Cyber Monday zusammengerechnet.  Das sei ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr und "extrem wenig", sagt HBE-Sprecher Bernd Ohlmann der AZ. In den vorangegangenen Jahren habe man teilweise ein Wachstum von mehr als 20 Prozent gehabt – jedenfalls "immer eine zweistellige Zuwachsrate, auch vor Corona". Die Kaufzurückhaltung in Zeiten der Inflation spürten der stationäre ebenso wie der Onlinehandel.

"Black Friday ist ein klassisches Eigentor"

Natürlich sei dies auch Jammern auf hohem Niveau, sagt Ohlmann. Was er aber auch sagt: "Der Black Friday ist ein klassisches Eigentor des Handels." Denn: Extreme Rabatte zu Beginn der heißesten Verkaufsphase des Jahres, der Weihnachtszeit, zu gewähren, "zerstört die Margen". Wer am Black Friday die Schnäppchen abräumt, hat möglicherweise alles fürs Fest gekauft – zu den regulären Preisen und später im Advent schlagen solche Kunden dann vielleicht überhaupt nicht mehr zu.  

Satte Rabatte locken am Black Friday.
Satte Rabatte locken am Black Friday. © Bihlmayerfotografie/imago

Auf den November-Rabatttag zu verzichten, sei aber keine Alternative, sagt Ohlmann: "Die Kunden erwarten das", und der Black Friday sei nun einmal der "Shopping-Schnäppchentag Nummer eins weltweit". Der Tag bringe auch viele Passanten in die Innenstädte, und es beteiligten sich immer mehr Geschäfte – auch auf dem Land. Ein Stadt-Land-Gefälle bei den Angeboten gebe es nicht.

Black Friday bietet gute Gelegenheit für Weihnachtsgeschenke

Einer bundesweiten repräsentativen Umfrage des Preisportals Idealo zufolge wollen zwei Drittel der Befragten am Aktionstag auf Schnäppchenjagd gehen – das seien 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Budget sei dabei sogar gestiegen: Mit 280 Euro rechneten Kunden noch 2022, jetzt werden 319 Euro veranschlagt, so Idealo. Was Ohlmanns Einschätzung zum Eigentor für den Handel bestätigt: "84 Prozent stimmen der Aussage zu, der Black Friday biete eine gute Gelegenheit, frühzeitig kostengünstige Weihnachtsgeschenke zu besorgen", teilt Idealo mit. 

Ist der Black Friday nicht mehr zeitgemäß?

Die Mehrheit plane zudem vorab genau, was sie kaufen wolle. Das sei der "Einfluss der anhaltend angespannten Wirtschaftslage", so Florian Kriegel, Preisexperte bei Idealo. Bei der Gen Z allerdings, den etwa zwischen 1995 und 2009 Geborenen, zieht der Black Friday offenbar nicht mehr so: Er sei nicht mehr zeitgemäß, sagen 52 Prozent der von Idealo Befragten aus dieser Altersgruppe. Sind Angebote nicht nachhaltig, würden 60 Prozent der Jungen darauf verzichten.

Was der Onlinehandel erwarten darf, darauf weist eine repräsentative Umfrage von Visa in Zusammenarbeit mit Forsa hin. Demnach wollen 29 Prozent der Befragten an Aktionstagen wie Black Friday und Cyber Monday online einkaufen – und davon wollen 56 Prozent auch schon Geschenke für Weihnachten erwerben.

Trotz dieses Zuspruchs: Nicht nur für die Händler ist der Aktionstag ein zweischneidiges Schwert. Auch Käufer sollten nicht in Rabattfallen tappen, mahnt die Verbraucherzentrale Bayern. "Die Rabatte fallen oft nicht so hoch aus, wie es die Werbung verspricht. Das hat unsere Stichprobe zum Black Friday 2022 bestätigt", sagt Tatjana Halm, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern.

"Der Black Friday wird an Bedeutung zunehmen"

Damals hatten die Verbraucherschützer bei zehn Onlineshops die Preise einzelner bestimmter Produkte wie einem Smartphone und einem Tablet beobachtet und festgestellt, dass teils Rabatte auf Preise gewährt wurden, die zuvor gar nicht verlangt worden waren.

Tatjana Halm nennt fünf Punkte, die Verbraucher beim Black Friday beachten sollten:

  1. Genau planen: Am besten die gute alte Einkaufsliste verwenden.
  2. Wiederverwenden: Kaputtes reparieren oder Dinge, die man nicht so oft benötigt, leihen oder mieten.
  3. Auf die Lauer legen: Preise langfristig im Blick behalten und vergleichen.
  4. Billigprodukte meiden: Was schnell wieder ersetzt werden muss, spart einem nicht viel Geld.
  5. Rücksendungen vermeiden: Das nutzt der Umwelt und mitunter auch dem eigenen Geldbeutel, falls die Retoure etwas kostet.

Manches von diesen Punkten setzen Kunden schon um, hat HBE-Sprecher Bernd Ohlmann beobachtet: "Die Kunden sind super informiert und vergleichen die Preise." Allen Mängeln zum Trotz: Der Black Friday werde an Bedeutung weiter zunehmen, glaubt Ohlmann. Wie andere Aktionen, die aus den USA nach Europa kamen wie beispielsweise Halloween, sei auch der Black Friday anfangs belächelt worden und habe sich dann rasant entwickelt.

Auch der sogenannte Singles' Day werde noch an Bedeutung gewinnen. Der findet jedes Jahr um den 11. November statt und hat seinen Ursprung in China, wo er bereits seit den 1990er Jahren begangen wird. Dort hat ihn das chinesische Äquivalent zu Amazon, Alibaba, groß gemacht. Dem Statistikportal Statista zufolge wurde 2021 am Singles' Day weltweit ein Umsatz von fast 85 Milliarden Euro gemacht. Inzwischen gibt es ganze Single-Wochen anstatt eines einzigen Rabatttages.

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