Zwölf Jahre Haft für die Mord-Mutter
Sie hat ihre schlafende Tochter Lisa (15) mit einem wuchtigen Stich ins Herz getötet. Gestern wurde am Nürnberger Schwurgericht Griseldis L. (43) wegen heimtückischen Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
NÜRNBERG Die Täterin vernahm’s mit starrem Gesichtsausdruck. Damit übertraf der Richter sogar den Antrag des Staatsanwalts um vier Jahre. Verteidiger Hans-Jochen Schrepfer hatte nur fünf Jahre gefordert – weil die arbeitslose Frau schwer depressiv sei. „So gering kann ein Menschenleben nicht eingestuft werden“, rügte Richter Peter Wörner.
Geldnot und Verzweiflung über ein Leben ohne Zukunft trieben die Mord-Mutter zu der Tat. Am Vortag im August 2007 hatte sie einen Bescheid des Sozialamtes falsch interpretiert: Sie las, dass ihre Hartz-IV-Bezüge gestrichen werden. Tatsächlich wurde auf den hinteren Seiten sogar eine Nachzahlung (1700 Euro) sowie eine Erhöhung der Bezüge angekündigt.
Doch Griseldis L. dachte nur noch an Doppelselbstmord, „wollte ihrer Tochter ein Leben in Not ersparen“, so Staatsanwalt Manfred Lupko. Der Richter sah eher egoistische Motive hinter der Tat: „Sie wollte ihr einziges Kind, das Liebste, was sie hatte, mit in den Tod nehmen.“ Doch das kleine Messer, mit dem sich die Angeklagte die Pulsadern aufschneiden wollte, war zu stumpf. Schreiend alarmierte sie nach der Tat die Nachbarn. „Sie wollte ihrer Tochter, der sie das Leben geschenkt hatte, das Leben wieder nehmen“, sagte Wörner. „Sie wollte Gott spielen.“ Außerdem sei Lisa das Opfer, das jetzt unter der Erde liegt, nicht ihre Mutter.
Dabei hatte die Schülerin Zukunftsperspektiven und einen Ausbildungsplatz als Kinderpflegerin. Und sie konnte auf die Hilfe des von der Mutter geschiedenen Vaters hoffen. Christoph L. (60), schwieg im Prozess. Er hat Lisas Tod bis heute nicht verwunden, so seine Anwältin. cis
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