Zwischen Integration und Tradition

Integration bis ins Grab - immer mehr Muslime wollen in Deutschland bestattet werden. Dass sie hier angekommen sind, spiegelt sich auch in der Grabgestaltung wider.
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Der islamische Bestatter Salih Güler steht in der islamischen Sektion des Neuen Südfriedhofs in München.
dpa Der islamische Bestatter Salih Güler steht in der islamischen Sektion des Neuen Südfriedhofs in München.

München - Grabsteine, Kerzen und Blumen auf Gräbern sind im Islam nicht üblich. Die letzte Ruhestätte sollte schlicht sein, der einzige Schmuck ein einfaches Holzschild mit Name, Geburts- und Sterbetag. Trotzdem unterscheidet sich das muslimische Gräberfeld des Neuen Südfriedhofs in München kaum vom restlichen Teil. Es ist eine Mischung aus westlichen und islamischen Bräuchen. "Es ist klar, dass man sich auch hier ein bisschen integriert", sagt die angehende islamische Religionslehrerin Laily Moradi. "Und dann kommen natürlich auch Grabsteine und Blumen dazu. Die Angehörigen wollen es ja schön haben."

Doch ganz so leicht sind die westliche und die islamische Bestattungskultur nicht zu vereinbaren. Probleme gibt es vor allem wegen der in Bayern vorgeschriebenen Sargpflicht. Auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es sie noch. Im Islam aber müssen die Toten - in weiße Tücher gewickelt und mit der rechten Seite Richtung Mekka gewandt - direkt in der Erde bestattet werden. Da für viele Muslime ein Sarg nicht infrage kommt, lassen sie sich in ihre Heimatländer überführen.

Bei dem Münchner Bestatter Salih Güler wünscht das etwa die Hälfte seiner Kunden. "Wenn es die Sargpflicht nicht geben würde, würden sich viel mehr Muslime in Bayern bestatten lassen", sagt der 36-Jährige. Über eine Abschaffung gab es vor kurzem eine Expertenanhörung im bayerischen Landtag. Die Prüfung wird aber noch einige Zeit dauern, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums mitteilt.

Trotz Sargpflicht wollen sich immer mehr Muslime in Deutschland beerdigen lassen. In Bayern gibt es etwa 13 Friedhöfe mit muslimischen Gräberfeldern. Das bayernweit erste dieser Art entstand vor 60 Jahren auf dem Münchner Waldfriedhof. In der Landeshauptstadt gibt es mittlerweile 1730 entsprechende Gräber - auf drei Friedhöfe verteilt.

In Nürnberg sind es 410 derartige Ruhestätten. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage enorm gestiegen. Dreiviertel der Nürnberger Grabstätten sind in den letzten zehn Jahren vergeben worden. Bei der Stadt Würzburg sind die 35 muslimischen Gräber fast vollständig belegt. Nächstes Jahr werden 100 neue angelegt.

Der Vater der angehenden Religionslehrerin Moradi will seine letzte Ruhe ebenfalls am liebsten in seiner Heimatstadt Kabul finden, neben dem Grab seiner Mutter. Falls die Sargpflicht in Bayern abgeschafft würde, könnte er sich aber auch eine Beerdigung in Deutschland vorstellen, erzählt seine Tochter.

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