Zweite Auflage im Polizistenmord-Prozess

Das Augsburger Landgericht verhandelt erneut wegen des Mordes an dem Streifenpolizisten Mathias Vieth. Vor sieben Monaten wurde bereits ein Mann verurteilt, nun steht der ältere Bruder vor Gericht - zum zweiten Mal.
von  dpa
Der Angeklagte Raimund M. steht am 22.09.2014 zu Prozessbeginn im Schwurgerichtssaal im Landgericht Augburg.
Der Angeklagte Raimund M. steht am 22.09.2014 zu Prozessbeginn im Schwurgerichtssaal im Landgericht Augburg. © dpa

Das Augsburger Landgericht verhandelt erneut wegen des Mordes an dem Streifenpolizisten Mathias Vieth. Vor sieben Monaten wurde bereits ein Mann verurteilt, nun steht der ältere Bruder vor Gericht - zum zweiten Mal. Der Prozess soll bis Frühjahr 2015 dauern.

Augsburg – Zweiter Anlauf in einem der spektakulärsten Mordfälle der vergangenen Jahre: Seit Montag verhandelt das Landgericht Augsburg erneut gegen einen 61-Jährigen wegen der Ermordung des Polizisten Mathias Vieth vor knapp drei Jahren. Der Rentner ist wegen Mordes und weiterer schwerer Straftaten angeklagt. Er stand bereits im vergangenen Jahr wegen des Verbrechens an dem 41 Jahre alten Streifenbeamten vor der Strafkammer.

Damals wurde das Verfahren gegen ihn allerdings ausgesetzt, weil der Angeklagte Parkinson hat und nach mehreren Monaten Prozessdauer nach Ansicht eines Gutachters nicht mehr verhandlungsfähig war.

Auch am Montag machte der 61-Jährige in der Verhandlung einen gebrechlichen Eindruck und zitterte stark. Ein Urteil wird in etwa einem halben Jahr erwartet.

Gegen den zwei Jahre jüngeren Bruder ging der Prozess damals weiter. Der wegen eines Polizistenmordes Mitte der 70er Jahre vorbestrafte Mann wurde Ende Februar wieder zu lebenslanger Haft und Sicherungsverwahrung verurteilt, weil er an Vieths Ermordung beteiligt gewesen sein soll.

Die Verteidiger des 59-Jährigen hatten Freispruch gefordert und fechten das Urteil mit einer Revision beim Bundesgerichtshof an.

Beide Brüder haben bislang zu den Vorwürfen geschwiegen. Das Urteil gegen den Jüngeren bedeute keine Vorverurteilung des Älteren, betonte die Kammer am Ende des ersten Prozesses vor sieben Monaten. Die Verteidiger des 61-Jährigen lehnten dennoch bereits vor Wochen die Berufsrichter wegen Befangenheit ab. Sie könnten nicht unabhängig in dem neuen Prozess entscheiden, nachdem sie schon den Bruder verurteilt hätten, meinen die Anwälte.

Am vergangenen Freitag kam es dann zu einem wahren Antrags-Ping-Pong zwischen der Verteidigung und dem Augsburger Gericht. Auch die Richter, die über den Befangenheitsantrag entscheiden sollten, wurden abgelehnt.

Bis Montagmorgen gingen von der Verteidigung gegen insgesamt zwölf Richter Befangenheitsanträge ein. Erst wenige Minuten vor Beginn des Prozesses wies das Landgericht den Reigen von Anträgen schließlich zurück.

Daraufhin konnte die Anklage verlesen werden. Anschließend wurde der Prozess nach weniger als einer Stunde vertagt. Am Donnerstag (25.9.) sollen am zweiten Verhandlungstag Zeugen vernommen werden, nachdem der 61-Jährige weiterhin nichts zu der Anklage sagen will. Auch in dem neuen Verfahren werde sich der 61-Jährige nicht zum Mordvorwurf äußern, kündigte sein Verteidiger Werner Ruisinger an.

Die Brüder sollen Vieth im Oktober 2011 nach einer nächtlichen Verfolgungsjagd in einem Augsburger Wald bei einer wilden Schießerei umgebracht haben. Der Beamte wurde mehr als sechsmal getroffen, Vieths Streifenkollegin wurde leicht verletzt.

Das Gericht hat für den zweiten Prozess bis 30. April 2015 insgesamt 41 Verhandlungstage vorgesehen. Einige davon sind allerdings nur Reservetermine. Sollte es der Gesundheitszustand des 61-Jährigen zulassen, könnte es im März ein Urteil geben.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.