Zweirad-Rambos: Fahren sie bald mit Nummernschild?

Die Polizei würde es begrüßen, hat aber Bedenken wegen des Verwaltungs- Aufwands. In Mittelfranken waren Radler im vergangenen Jahr an 1950 Unfällen beteiligt.
von  Abendzeitung
Um den  Rad-Rambos beizukommen, sprechen sich Vertreter von Polizei und den Parteien für "höheren Kontrolldruck" aus.
Um den Rad-Rambos beizukommen, sprechen sich Vertreter von Polizei und den Parteien für "höheren Kontrolldruck" aus. © Klaus Schillinger

Die Polizei würde es begrüßen, hat aber Bedenken wegen des Verwaltungs- Aufwands. In Mittelfranken waren Radler im vergangenen Jahr an 1950 Unfällen beteiligt.

NÜRNBERG Sie rasen ohne Rücksicht über die Fußgängerwege, düsen über rote Ampeln und nachts auch ohne Licht. Und wenn sie einen Passanten umgefahren haben, ergreifen sie die Flucht. Immer lauter wird die Diskussion, wie man der wachsenden Zahl von Rambos unter den Radlern Herr werden kann. Doch mehr Kontrollen durch die Polizei sind wegen Überlastung der Streifenbeamten nicht machbar, hieß es bereits aus dem Nürnberger Polizeipräsidium.

Was tun? „Wir brauchen in Bayerns Städten dringend einen höheren Kontrolldruck“, erklärte jetzt Georg Storjohann, CSU-Sprecher für Verkehrssicherheit im Bundestag. Sein Vorschlag: Künftig könnte wie in der Schweiz, wo es eine Vignettenpflicht für Radler gibt, auch in Deutschland an jedem der 64 Millionen Räder ein Nummernschild angebracht werden.

„Dann könnten Sie sich nicht so leicht aus dem Staub machen"

„Der Gedanke wäre ja begrüßenswert“, meint Peter Grösch, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken. „Aber der zu erwartende Verwaltungsaufwand spricht dagegen. Man muss ja auch an eine bayern- oder bundesweite Registrierung denken. Außerdem werden Räder ja auch häufig verliehen.“ Deshalb sein Fazit: „Das Ganze wird an der Durchführbarkeit scheitern.“

„Ich fände die Einführung der Nummernschilder nicht schlecht“, sagt Jürgen Fischer, verkehrspolitischer Sprecher der Nürnberger SPD. „Ich bin selbst mal fast umgefahren worden. Bis ich mich vom Schreck erholt hatte, war der Radfahrer weg. Mit Nummer könnten die sich nicht so leicht aus dem Staub machen.“ Bedenken wegen des Verwaltungsaufwandes hat Fischer nicht: „Es werden doch auch Räder mit Nummern registriert, falls sie gestohlen werden. Wenn man etwas wirklich will, geht alles.“

Exakt 1991 Räder wurden übrigens 2007 in Nürnberg gestohlen. Auch die Verkehrsstatistik für Mittelfranken spricht Bände: An insgesamt 47390 Verkehrsunfällen in 2007 waren 1950 Radler beteiligt. Dabei wurden 1734 Personen verletzt! 1313 Radler verursachten die Unfälle. Acht verloren dabei ihr Leben...

cis/D.A.

Wie unsere europäischen Nachbarn dem Radler-Problem Herr werden, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Mittwoch, 13. August.

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