Zwei Franken retteten ein misshandeltes Kind
Marc Kohlert und Moein Ramezani fielen die Verletzungen des zweijährigen Buben auf – da alarmierten sie das Jugendamt. Innenminister Schäuble zeichnete sie aus.
ASCHAFFENBURG Hätten Marc Kohlert (39) und Moein Ramezani (21) nicht reagiert – möglicherweise wäre dann in Aschaffenburg ein zweijähriger Junge nicht mehr am Leben. Der Bub war massiv misshandelt worden. Die beiden Media-Markt-Verkäufer beendeten sein Leiden, indem sie geschickt handelten. Am Dienstag wurden die beiden mit drei weiteren mutigen Helfern von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble in Berlin mit dem „XY-Preis“ ausgezeichnet.
Es geschah im letzten November. Marc Kohlert und Moein Ramezani arbeiteten im Media-Markt, als dem 39-Jährigen der Junge auffiel. „Von Weitem dachte ich, das Kind wäre im Gesicht mit Schokolade beschmiert. Als die Familie näher kam, ist mir klar geworden, dass das blaue Flecken sind.“ Dem Verkäufer – selbst Vater eines Kindes – schossen die Tränen in die Augen. „Ich weiß, wie ein Kind aussieht, wenn es hinfällt. Mir war klar, dass ich etwas unternehmen muss.“
Das Kind hätte ohne die beiden nicht überlebt, meinte der Richter
Er holte seinen Kollegen. Mit einem Trick verschafften sich die beiden die Adresse der Familie und alarmierten das Jugendamt. Noch am gleichen Tag bekam das Paar Besuch von der Behörde. Es stellte sich heraus, dass der drogenabhängige und vorbestrafte Lebensgefährte der alleinerziehenden Mutter, der erst kurze Zeit bei ihr wohnte, das Kind mehrfach verprügelt hatte. Die Frau hatte tatenlos zugesehen.
Der Mann wurde vor kurzem zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die Mutter erhielt 18 Monate Haft auf Bewährung. Das Gericht ist sicher, dass das Kind ohne Marc Kohlert und Moein Ramezani nicht überlebt hätte. Dafür lobte Wolfgang Schäuble gestern die Preisträger: „Zur Zivilcourage gehört es, den Mut zu haben, in einer kritischen Situation nicht wegzuschauen, sondern sich für hilfsbedürftige Menschen einzusetzen. Dabei wird von niemandem verlangt, dass er sich selbst in Gefahr bringt. Es kommt vor allem auf besonnenes Handeln an.“
Bereits zum 8. Mal wurden die mit jeweils 10.000 Euro dotierten Auszeichnungen verliehen. „Ich hoffe, dieser Preis ermutigt auch andere, hinzuschauen“, hofft Moein Ramezani. „Immerhin waren wir die einzigen, die etwas unternommen haben, obwohl die Misshandlungen auch in der Nachbarschaft aufgefallen sein müssen.“
A. Uhrig
Am 16. September, 20.15 Uhr, berichten die Preisträger in „Aktenzeichen XY ... ungelöst".