Zufrieden mit der 2. Liga?

Warum Christof Prick, Chefdirigent der Nürnberger Philharmoniker und damit des Opernhauses, 2011 geht – und nichts unterschreibt.
von  Abendzeitung
"Man ignoriert meine Meinung": Christof Prick, Chef der Nürnberger Philharmoniker.
"Man ignoriert meine Meinung": Christof Prick, Chef der Nürnberger Philharmoniker. © Berny Meyer

Warum Christof Prick, Chefdirigent der Nürnberger Philharmoniker und damit des Opernhauses, 2011 geht – und nichts unterschreibt.

Nachdem er bei der Premiere der „Zauberflöte“ die Verbeugung an der Seite des Regie-Teams verweigerte, reist Nürnbergs Philharmoniker-Chefdirigent Christof Prick heute zu seinem anderen Stamm-Orchester – dem Charlotte Symphony Orchestra in der Hauptstadt des nordamerikanischen Bundesstaates North Carolina. Wir fragten ihn vorher.

Herr Prick, welche Verantwortung haben Sie fürs Opernhaus–Programm?

CHRISTOF PRICK: Für das Orchester die volle, für den Rest kann ich sie nur noch sehr beschränkt übernehmen, weil meine Meinung dazu ignoriert wird. Ich unterschreibe deshalb schon seit Monaten keine Besetzungspläne mehr.

Es betrifft also nicht nur die umstrittene Regie-Linie?

Auf Regie-Fragen kann man nicht erst während der Endproben reagieren, doch langfristig vorher ist über Absichten nie etwas zu erfahren. Also läuft alles ständig auf viele Kompromisse hinaus. Ich denke aber, das ganze musikalische Team hat die Kompetenz für das, was da singt und klingt, und müsste dazu gehört werden.

Und diese Kompetenz wird Ihnen abgesprochen?

Es wird seit einiger Zeit nicht mehr diskutiert, sondern einfach gemacht. Also kann ich, wenn ich gefragt werde, nicht sagen, dass ich die Entscheidungen richtig finde. Das ist keine Kriegserklärung, sondern die Beschreibung der Sachlage.

Sie sprechen auch von Sänger-Besetzungen?

Sie werden keinen Namen von mir hören, aber ich denke doch, dass es nur zwei Alternativen für einen vertretbaren Spielplan ohne Peinlichkeiten gibt: Entweder macht man ihn nach den vorhandenen Möglichkeiten oder man holt die richtigen Sänger für die Projekte. Auf alle Fälle muss es ein stilistisches Level geben.

Also teure Gäste?

Nicht unbedingt! Es wird sowieso alles zurückgewiesen mit Hinweis auf die Finanzen. So stellt sich jetzt die Frage, ob das Staatstheater Nürnberg in der zweiten Hälfte der ersten Bundesliga spielen will oder auf Dauer mit der ersten Hälfte der zweiten Liga zufrieden ist.

Das liegt mehr am Spielplan als am Ensemble, das 2008 neu formiert wurde...

Über Belcanto als Schwerpunkt sage ich kein Wort mehr. Ich habe vergebens gebettelt um einen „Tristan“, „Lulu“, „Arabella“, auch um einen anderen Mozart, von dem ich bisher ja in Nürnberg jeden Ton dirigierte. Alles nicht möglich, heißt es.

Was bedeutet das für Sie?

Die Leitung des Hauses sucht einen anderen Weg als ich. Deshalb werden wir uns 2011 trennen.

Und bis dahin?

Empfinde ich mich als musikalischen Vorarbeiter.

Interview: Dieter Stoll

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