Zu viel Gift in Nürnbergs Luft! Fahrverbot für Stinker?
Die Grenzwerte für Stickstoff-Dioxid werden überschritten – bald gibt's ein neues Gutachten zur geplanten Umweltzone.
NÜRNBERG Müssen die Stinker künftig draußen bleiben? Diese Frage beschäftigte gestern den Umweltausschuss. Denn die Giftbelastung der Nürnberger Luft ist zu hoch. Zwar nicht an allen Stellen, aber an Brennpunkten, wie zum Beispiel der Von-der-Tann-Straße.
Deshalb verabschiedeten die Stadträte jetzt einen neuen Luftreinhalteplan. Darin unter Punkt 14: die Möglichkeit, eine Umweltzone einzurichten. Die ist zwar schon seit 2005 im Gespräch, aber ein neues Gutachten hat ergeben, dass die damals geplante Zone innerhalb des Mittleren Rings so gut wie keinen Effekt gehabt hätte.
Die europäische Höchstgrenze soll ab dem Jahr 2010 gelten
Hochbelastete Straßen, wie eben die Von-der-Tann Straße, sind darin nämlich nicht eingeschlossen. Um nun dort die Stickstoff-Dioxid-Belastung (NO2) zu reduzieren, wäre eine Ausweitung der Umweltzone – teilweise bis nach Fürth – nötig. Außerdem würden Fahrzeuge mit der gelben und roten Umwelt-Plakette künftig nicht mehr in die Stadt fahren dürfen. Wer dagegen verstößt, muss zahlen: 40 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg.
Hintergrund zur Planung einer Umweltzone ist eine Vorschrift der EU, die die maximale Schadstoffbelastung verbindlich vorschreibt. Die ab 2010 geltende Höchstgrenze von 50 Mikrogramm NO2 wurde bisher an zwei aufeinander folgenden Jahren mit 53 und 55 Mikrogramm überschritten. Bleibt das so, können betroffene Bürger gegen die Stadt klagen. Davor haben die Nürnberger Stadträte natürlich Angst.
Um die Stadtluft sauberer zu machen, wurde nun der Luftreinhalteplan verabschiedet. Viele Maßnahmen davon werden schon in Angriff genommen, wie der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Förderung des Radverkehrs, der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs und die Reduzierung des Schwerverkehrs durch die Verlagerung des Containerbahnhofs in den Nürnberger Hafen.
Die große Frage ist: Wie effektiv ist die Umweltzone?
Doch die Umweltzone soll noch nicht sofort kommen. Verabschiedet wurde nur, dass ein weiteres Gutachten den offenen Fragen nachgehen soll. Also etwa der Frage, wie groß die Zone sein müsste, oder wie man es vermeiden könnte, dass sich der Verkehr in andere Bereich der Stadt, wie etwa Wohngebiete verlagert.
Die größte Frage ist freilich, wie effektiv eine Umweltzone tatsächlich ist. In Köln und München beispielsweise gibt es seit der Einführung der Umweltzone einen erbitterten Streit um deren Wirkung. Kritiker sehen keinen positiven Effekt auf die Stadtluft, dafür aber einen negativen auf die örtliche Wirtschaft, die dadurch benachteiligt werde.
Umweltschützer dagegen sehen die Zone durchwegs positiv. Die Entscheidung über das Stinker-Verbot in Nürnberg soll nun nach dem Gutachten Ende des Jahres fallen. mm