Zu scharf! IHK verbot ihm einen Lehrling

Latex-, Lack- und Ledermode waren viel zu sündig: Die IHK hinderte Marco Meßinger, den Besitzer eines Gothic-Szeneladens daran, einen neuen Arbeitsplatz zu schaffen.
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Sündiges Latex, Lack und Leder? Weil Gothic-Shop-Besitzer Marco Meßinger Fetisch-Ware verkauft, wollte die IHK ihm erst keine Ausbildungsgenehmigung für seine Angestellte Katania De Groot erteilen.
az Sündiges Latex, Lack und Leder? Weil Gothic-Shop-Besitzer Marco Meßinger Fetisch-Ware verkauft, wollte die IHK ihm erst keine Ausbildungsgenehmigung für seine Angestellte Katania De Groot erteilen.

NÜRNBERG - Latex-, Lack- und Ledermode waren viel zu sündig: Die IHK hinderte Marco Meßinger, den Besitzer eines Gothic-Szeneladens daran, einen neuen Arbeitsplatz zu schaffen.

Marco Meßinger (30) könnte eigentlich rundum zufrieden sein. In seinem Nürnberger Gothic-Szeneladen „Marc’s Mystik Store“ in der Ludwig-Feuerbach-Straße rollt der Rubel – und weil es derzeit so gut läuft, wollte er jetzt einen Ausbildungsplatz bei sich anbieten. Sogar eine geeignete Kandidatin hatte er schon. Aber da hatte Meßinger die Rechnung leider ohne die IHK gemacht. Denn die verweigerte ihm die Ausbildungsgenehmigung.

Der Grund: In einer kleinen Ecke seines Gothic/Lack-und Leder-Shops verkauft Meßinger neben schwarzen Kutten, glänzenden Lack-Highheels und anderen skurrilen Kleidungsstücken, die in der düsteren Mittelalter-Szene beliebt sind, eben auch Fetisch-Spielzeuge wie Plastikmasken oder Latex-Korsagen. „Aber wir sind kein Sexshop, wir haben keine harten Sachen“, versichert Meßinger. „Mir hat sogar schon der Jugendbeauftragte der Stadt Nürnbergs sein Okay gegeben!“

Sittlich berührt

Die IHK-Dame, die sein Geschäft inspizierte, sah das jedoch ganz anders. „Durch den Fetisch könnten sich meine Auszubildende vielleicht sittlich berührt fühlen“, erinnert sich Meßinger an deren Äußerungen. Latex gehe gar nicht, habe sie gesagt. Zusätzlich habe sie behauptet: „Das wäre wohl nichts für Nürnberg!“ Auch Meßingers Argument, dass es sogar im erzkatholischen Rosenheim (Oberbayern) einen reinen Fetisch-Shop gebe, der auch ausbildet, interessierte sie nicht.

Für den Ladeninhaber ist das Verhalten der IHK absolut unverständlich. Vor allem, da in Nürnberg sonst immer der Mangel an Ausbildungsplätzen beklagt werden. Gerade die Leute aus der Gothic-Szene hätten es bei der Lehrstellensuche schwer. „Wer nimmt schon jemand mit Piercings und Tattoo“, fragt Meßinger. In seinem Laden hätte diese Szene dagegen eine echte Chance auf einen Ausbildungsplatz.

AZ vermittelt

Ein Argument, das wohl letztlich auch die IHK überzeugt hat. Denn nach der Anfrage der AZ konnte man sich dort doch noch dazu entschließen, Marco Meßinger die Ausbildungsgenehmigung zu erteilen. Ab September kann Katania De Groot (22), die im Mystic Store bislang nur auf 400 Euro-Basis arbeitet, dort ihre Lehre als Einzelhandelskauffrau beginnen. Einziger Wermutstropfen: Die Ausbildungsberechtigung ist nur vorläufig.

kk

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