Zu langwierig, zu teuer: Das IT-Desaster an Bayerns Schulen

München - Über die Digitalisierung an Bayerns Schulen ist nicht zuletzt wegen des Homeschoolings während der Lockdown-Zeiten in jüngster Vergangenheit viel gesprochen und geschimpft worden.
Oberster Rechnungshof mit massiver Kritik an Digitalisierungsprojekten
Eine so "hochrangige" Rüge wie die des Obersten Rechnungshofes (ORH) an dem Schulsoftware-Projekt ASD und ASV hat dann aber doch einen Seltenheitswert: Ende Mai übte der ORH in einer "beratenden Äußerung" massive Kritik an den Digitalisierungsprojekten: Statt der veranschlagten 11,3 Millionen Euro zu Projektbeginn 2005 fallen demnach bis zum anvisierten Projektende im Jahr 2028 Gesamtkosten von 272 Millionen Euro an. "Knapp 20 Jahre Projektverzögerung, ausufernde Kosten und bislang nur eingeschränkte Funktionalität" lautet das Fazit des ORH-Berichts.
Worum geht es? Laut Kultusministerium ist ASV (Amtliche Schulverwaltung) die Schulverwaltungssoftware der bayerischen Schulen, "die (...) nicht mehr wegzudenken ist". Und weiter: "Zusammen mit der zentralen Komponente ASD (Amtliche Schuldaten) kann die große Fülle schulischer Daten - Schülerdaten, Lehrerdaten, Unterrichtsdaten - sicher, mit hoher Qualität und deutlich schneller als früher erfasst (...) werden."
Nun forderten die Oppositionsparteien FDP, Grüne und SPD im Landtag, das Pannenprojekt grundlegend zu evaluieren. Erfolglos. CSU und Freie Wähler wiesen den Antrag, so berichten es die drei Fraktionen am Freitag in einer gemeinsamen Pressemitteilung, im Bildungsausschuss zurück. Sie kündigen weitere parlamentarische Schritte an und kritisieren: "Seit Jahren müssen sich unsere Schulen mit untauglicher Technik und organisatorischen Problemen herumschlagen.
Der ASV-Skandal ist aber nicht nur eine Zumutung für Lehrkräfte und Schulverwaltungen, sondern auch für den Steuerzahler", sagt etwa Matthias Fischbach, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Seine Kollegin Gabriele Triebel von den Grünen meint: "Die bayerische Staatsregierung weigert sich, das desaströse Projekt ASV/ASD auf den Prüfstand zu stellen und Lehren daraus zu ziehen."
Und SPD-Bildungspolitikerin Simone Strohmayr teilt mit, immer mehr Schulleiter und Schulleiterinnen seien deswegen überlastet. "Das ist alles bekannt und dennoch fühlt sich das Kultusministerium nicht verantwortlich und verwehrt sich einer Fehleranalyse."
Der AZ teilt das Kultusministerium am Freitag mit, die Kosten seien "absolut angemessen" für eine Steuerungssoftware, die "derartig viel leistet". Im Detail führt ein Sprecher aus: "Die Kosten sind für die Entwicklung und den Support einer Software für ein hochdifferenziertes Schulwesen mit 6.200 Schulen, 150.000 Lehrkräften und 1,65 Millionen Schülern in Bayern absolut angemessen."
Und weiter: "ASV/ASD ist ein softwaregestütztes Verfahren, das kontinuierlich weiterentwickelt und an schulische Veränderungen angepasst wird." Momentan werde an der Einführung des Systems an den beruflichen Schulen Bayerns gearbeitet.