Zu langwierig, zu teuer: Das IT-Desaster an Bayerns Schulen

Völlig überteuert und nach zehn Jahren noch immer nicht abgeschlossen: Das Digitalisierungsprojekt ASD und ASV hat auch der Oberste Rechnungshof schon gerügt. Die Oppositionsfraktionen fordern Aufklärung.
Ruth Schormann
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Mit der Digitalisierung in bayerischen Schulen ist es teils noch nicht sehr weit her.
Mit der Digitalisierung in bayerischen Schulen ist es teils noch nicht sehr weit her. © picture alliance/dpa

München - Über die Digitalisierung an Bayerns Schulen ist nicht zuletzt wegen des Homeschoolings während der Lockdown-Zeiten in jüngster Vergangenheit viel gesprochen und geschimpft worden.

Oberster Rechnungshof mit massiver Kritik an Digitalisierungsprojekten

Eine so "hochrangige" Rüge wie die des Obersten Rechnungshofes (ORH) an dem Schulsoftware-Projekt ASD und ASV hat dann aber doch einen Seltenheitswert: Ende Mai übte der ORH in einer "beratenden Äußerung" massive Kritik an den Digitalisierungsprojekten: Statt der veranschlagten 11,3 Millionen Euro zu Projektbeginn 2005 fallen demnach bis zum anvisierten Projektende im Jahr 2028 Gesamtkosten von 272 Millionen Euro an. "Knapp 20 Jahre Projektverzögerung, ausufernde Kosten und bislang nur eingeschränkte Funktionalität" lautet das Fazit des ORH-Berichts.

Worum geht es? Laut Kultusministerium ist ASV (Amtliche Schulverwaltung) die Schulverwaltungssoftware der bayerischen Schulen, "die (...) nicht mehr wegzudenken ist". Und weiter: "Zusammen mit der zentralen Komponente ASD (Amtliche Schuldaten) kann die große Fülle schulischer Daten - Schülerdaten, Lehrerdaten, Unterrichtsdaten - sicher, mit hoher Qualität und deutlich schneller als früher erfasst (...) werden."

Nun forderten die Oppositionsparteien FDP, Grüne und SPD im Landtag, das Pannenprojekt grundlegend zu evaluieren. Erfolglos. CSU und Freie Wähler wiesen den Antrag, so berichten es die drei Fraktionen am Freitag in einer gemeinsamen Pressemitteilung, im Bildungsausschuss zurück. Sie kündigen weitere parlamentarische Schritte an und kritisieren: "Seit Jahren müssen sich unsere Schulen mit untauglicher Technik und organisatorischen Problemen herumschlagen.

Der ASV-Skandal ist aber nicht nur eine Zumutung für Lehrkräfte und Schulverwaltungen, sondern auch für den Steuerzahler", sagt etwa Matthias Fischbach, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Seine Kollegin Gabriele Triebel von den Grünen meint: "Die bayerische Staatsregierung weigert sich, das desaströse Projekt ASV/ASD auf den Prüfstand zu stellen und Lehren daraus zu ziehen."

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Und SPD-Bildungspolitikerin Simone Strohmayr teilt mit, immer mehr Schulleiter und Schulleiterinnen seien deswegen überlastet. "Das ist alles bekannt und dennoch fühlt sich das Kultusministerium nicht verantwortlich und verwehrt sich einer Fehleranalyse."

Der AZ teilt das Kultusministerium am Freitag mit, die Kosten seien "absolut angemessen" für eine Steuerungssoftware, die "derartig viel leistet". Im Detail führt ein Sprecher aus: "Die Kosten sind für die Entwicklung und den Support einer Software für ein hochdifferenziertes Schulwesen mit 6.200 Schulen, 150.000 Lehrkräften und 1,65 Millionen Schülern in Bayern absolut angemessen."

Und weiter: "ASV/ASD ist ein softwaregestütztes Verfahren, das kontinuierlich weiterentwickelt und an schulische Veränderungen angepasst wird." Momentan werde an der Einführung des Systems an den beruflichen Schulen Bayerns gearbeitet.

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8 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 23.10.2021 16:36 Uhr / Bewertung:

    Das ist doch sowieso ein himmelschreiender Witz.
    2005 wurde das Projekt begonnen und nun, 2021, ist es immernoch nicht fertig.
    Die Dänen lachen sich doch kringelig über Bayern.
    Und dann hat da Bayern noch eine Digitalministerin namens Bär installiert, von der man Jahr und Tag nichts hört, außer bei öffentlichen Auftritten.
    Aber es stimmt schon, Bayern ist weltweit Spitzenreiter grinsen Ironie aus.

  • Bongo am 24.10.2021 10:51 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Daß die Dänen über Bayern „kringelig lachen“ mag schon sein! Die haben nämlich in der Vergangenheit kräftig in die Digitalierung investiert und sind deshalb mit an der Weltspitze, während wir das Geld anderweitig investiert haben. Mußt Dir einmal die Flüchtlings- und Asylpolitik von DK anschauen und die Zahlen mit Deutschland vergleichen, dann weißt Du Bescheid!

  • Der wahre tscharlie am 24.10.2021 15:02 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bongo

    Ich will garnicht auf das populistische Ablenkungsthema der Flüchtlings-und Asylpolitik eingehen. Die Dänen haben schon digitalisiert, da war das noch gar kein Thema. Denn das hat mit der Digitalisierung unserer Schulen NULL zu tun.
    Unabhängig davon, dass nur Deutschland sich ein Digitalministerium leistet.

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