Zu dick, zu krank: Er kommt ohne Strafe davon

Donald S. (52) soll den Tipp zu einem Millionen-Goldraub gegeben haben, bei dem auch Gangsta-Rapper Xatar beteiligt war. Der schwergewichtige Mann saß schon jahrelang unschuldig hinter Gittern.

NÜRNBERG/STUTTGART Es war der spektakulärste Coup des Jahres. Mehr als zwei Zentner Schmuck und Zahngold im Wert von 1,7 Millionen Euro fielen Gangstern in die Hände, die sich als Polizisten verkleidet hatten. Der entscheidende Tipp kam den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge von einem Mann, der schon einmal mächtig für Schlagzeilen sorgte: Donald S. (52). Zu befürchten hat er diesmal nichts. Er ist zu dick, zu krank, nicht hafttauglich, nicht verhandlungsfähig!

Jahrelang saß Donald S. unschuldig im Knast. Sein korpulentes Aussehen und die daraus resultierende Fehleinschätzung eines Gutachters, der ihn auf dem Foto einer Überwachungskamera als mutmaßlichen Bankräuber „identifiziert“ hatte, brachten ihm immerhin 39.000 Euro Haftentschädigung und 150.000 Euro Schmerzensgeld ein. Mit dem kleinen Vermögen stieg er nach seiner Haftentlassung in den Handel mit gebrauchtem Gold ein.

Sie brachten den Transporter auf der Autobahn in ihre Gewalt

Die späteren Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft ergaben, dass Donald S. dadurch einen Uhrmacher aus Neumarkt kennenlernte, der wiederum in Geschäftsbeziehungen mit dem Nürnberger Schmuckhändler Mike H. (44) stand. Der transportierte regelmäßig große Goldlieferungen zum Einschmelzen nach Pforzheim. Von einem dieser Transporte, der kurz vor Weihnachten letzten Jahres über die Bühne ging, erfuhr Donald S. – und gab, so die Staatsanwaltschaft, diese Information an Giwar H. (28) weiter, der als Gangster-Rapper „Xatar“ bundesweit bekannt ist. Er und vier weitere Komplizen stehen derzeit vor Gericht.

Manfred Neder, der Anwalt von Donald S., spricht davon, dass sein Mandant die Information nicht gezielt weitergegeben habe, sondern lediglich zu viel im Bekanntenkreis gequatscht habe. Die Konsequenz war, so oder so, der spektakuläre Überfall der falschen Polizisten, die den Transporter auf der Autobahn bei Ludwigsburg in ihre Gewalt brachten.

„Xatar“ und seine Gang stehen derzeit vor dem Stuttgarter Landgericht. Donald S., der jegliche Beteiligung an dem Überfall bestreitet, ist nicht dabei. Er leidet an einem Nierentumor, hat massives Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes. Seine Wohnung in Lauf kann er nur in Ausnahmefällen selbstständig verlassen.

Von dem geraubten Gold fehlt bis zum heutigen Tag jede Spur. Helmut Reister