Zoll-Schnüffler "Wolf" findet verbotene Urlaubs-Souvenirs
Feine Nase: Der Vierbeiner arbeitet als einziger bayerischer Artenschutz-Hund am Nürnberger Flughafen.
NÜRNBERG Wolf steht auf Schlangen, Kaviar und Schildkröten. Doch er ist kein Feinschmecker. Er ist ein Schnüffler. Ein Beamter auf vier Pfoten. Als so genannter Artenschutzhund arbeitet er für den Zoll am Nürnberger Flughafen. Allein der Geruch von Reptilien, Eiern, Elfenbein und Federn bringt den Schwarzen Schäferhund in Verzückung – und die Besitzer der Koffer, in denen die verbotenen Souvenirs stecken, in Bedrängnis. Denn diese Mitbringsel verstoßen gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen. Und das kann teuer werden.
Wolf ist der erste und einzige derart ausgebildete Vierbeiner in Bayern. Bundesweit gibt es nur zwei weitere am Flughafen Frankfurt. Wolf schiebt mit seinem Besitzer Wilhelm Gareus (56) am Airport Dienst. 41 Stunden die Woche, unsichtbar für die Reisenden: Der Arbeitsplatz von Gareus und seinem Wolf ist das Koffer-Förderband, bevor sie nach draußen zu den Kofferbesitzern zuckeln.
Der Hund hat 200 Millionen Riechsinneszellen - 20mal mehr als der Mensch
Blitzschnell schnüffelt sich der Vierbeiner durch die Gepäckstücke. Seine große Hundenase ist unschlagbar: Sie hat etwa 200 Millionen Riechsinneszellen. Ein Mensch besitzt gerade zehn Millionen. Außerdem haben die Vierbeiner eine spezielle Schnüffeltechnik: Sie atmen 300 Mal pro Minute ein.
Im Schrank des Zollbetriebsinspektors lagern in Gläser verpackt die Haut einer Anaconda, Vogelfedern und diverse Handtücher, auf denen geschützte Arten im Nürnberger Tiergarten geruht haben. Mit ihnen trainieren Herr und Hund täglich. „Wenn mal nichts drin ist, verstecke ich einen Koffer, damit sein Spieltrieb gefördert wird. Sonst würde er irgendwann die Lust verlieren“, erklärt Gareus.
Er hat Wolf selbst an der Zollhundeschule Neuendettelsau mitausgebildet. Zunächst wurden hier die Vierbeiner auf Drogen, Tabak und Sprengstoff trainiert. Anlass für eine neue Schulung war die Vogelgrippe. „Die Hunde sollten Fleisch, Eier und Käse aus Gepäck herausfinden." Wegen der zunehmenden Verstöße gegen den Artenschutz fragte wenig später der World Wildlife Found (WWF) nach, ob man Hunde auch in diese Richtung ausbilden könnte – beim Finanzministerium, dem der Zoll unterstellt ist.
Weltweit sind etwa 5000 Tier- und 25000 Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Gareus, seit 22 Jahren Führer von Drogenhunden, und Wolf (damals ein Jahr) wurden für das Pilotprojekt ausgewählt.
Ein verschmuster 41-Kilo-Koloss bei der Arbeit
Zwei Jahre dauerte die Ausbildung. Auf den Befehl „Such“ senkt der verschmuste 41-Kilo-Koloss die schwarze Hundenase und schnüffelt hektisch die Kofferreihen ab. Parfüm, Fleisch, stinkige Socken, Drogen, Zigaretten ignoriert er. Wenn aber ein Schildkrötenpanzer im Gepäck steckt, kratzt er und bellt. „Er will unbedingt sein Spielzeug haben“, erklärt sein Herrchen.
Mehr als 21000 geschützte Tiere, Pflanzen oder Teile davon wurde 2008 von der deutschen Zollverwaltung sichergestellt. Interpol schätzt, dass beim illegalen Handel damit etwa 147 Milliarden Euro im Jahr umgesetzt werden. Am Großteil sind Touristen beteiligt – oft ahnungslos. Doch das schützt vor Strafe nicht. Schlägt Wolf bei der Kroko-Tasche an, sind schon mal 200 Euro Bußgeld fällig. Die in Alkohol eingelegte Kobra kommt ähnlich teuer.
Nach seiner Arbeit trabt Wolf wieder in sein „Büro“: Der Zwinger liegt hinter der Tür 154 – direkt bei der Passkontrolle. Andrea Uhrig
Nähere Infos im Internet: www.artenschutz-online.de oder wwf.de/souvenirfuehrer
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