Zoff um Party-Nächte spaltet die Parteien!

Die Jugendorganisationen machen gegen neue Pläne mobil. Sie wollen bis in den Morgen feiern. Doch für Polizei und Minister ist klar: Strengere Regeln helfen gegen Alk-Auswüchse
von  Abendzeitung
Die SPD mit Stadträtin Katja Strohhacker sucht noch eine Linie, die CSU im Rathaus (hier Stadtrat Marcus König) ist gegen Sperrzeiten.
Die SPD mit Stadträtin Katja Strohhacker sucht noch eine Linie, die CSU im Rathaus (hier Stadtrat Marcus König) ist gegen Sperrzeiten. © bayernpress.com

NÜRNBERG Will man sich im Rathaus wieder feinmachen für den Titel langweiligste Großstadt Deutschlands? Die Diskussion über die Wiedereinführung der Sperrstunde schlägt hohe Wellen. Die Jugendorganisationen der Parteien haben Stellung bezogen gegen die Spaßbremsen im Land, die ihnen das Feiern bis in den Morgen verbieten wollen. Doch Jusos und Junge Union sind nicht gleich SPD und CSU. Der Zoff um die Sperrzeit spaltet Rathaus und Parteien.


Auslöser der Debatte sind Pläne des Bayerischen Städtetags. Der fordert ein Zurück zur alten Regelung. Die sah vor, dass zwischen 2 und 6 Uhr morgens alle Gaststätten, auch Diskos und Bars, geschlossen haben müssen. Es waren aber Ausnahmen möglich. Jetzt ist es so, dass GastroBetriebe generell nur für eine Stunde am frühen Morgen schließen müssen.
Im Städtetag kämpft vor allem der Erlanger OB Siegfried Balleis (CSU) für längere Sperrzeiten. Sein Argument: Das Komasaufen wird bekämpft, alkoholbedingte Störungen und Straftaten gehen zurück, es gibt weniger Vandalismus. Er stützt sich dabei auf Erkenntnisse aus dem Innenministerium. Auch Ressortchef Joachim Herrmann (CSU) stellt einen Zusammenhang von langen Öffnungszeiten, Komasaufen und Vandalismus her. „Es gibt Studien der Polizei, die das klar belegen”, so sein Sprecher Rainer Hutka.

OB  Maly schlägt einen Kompromiss vor


Das will Marcus König, Chef der Nürnberger Jungen Union, nicht glauben. „Der Alkoholmissbrauch wird durch längere Sperrzeiten nicht eingeschränkt. Der findet doch nicht in den Bars und Diskos statt. Da werden auf Parkplätzen Schnaps und Bier getrunken, die im Kofferraum mitgebracht werden.” Dem CSU-Stadtrat ist klar, dass seine Meinung nicht überall in der Partei Anklang findet. Aber in der CSU-Fraktion hat er sich schon durchgesetzt. „Eine längere Sperrzeit gefährdet das Großstadtflair. Der Alkoholproblematik muss anders beigekommen werden!”


Auch in der SPD wird kontrovers diskutiert. Die feierfreudigen Jusos lehnen die Sperrzeit ab. Die Stadtratsfraktion diskutiert derzeit über eine Linie. „Es müssen auf der einen Seite die Interessen der Wirte und der Gäste abgewogen werden. Aber auch die Sicherheit und der Schutz der Anwohner vor Lärm sind ein Thema”, sagt Katja Strohhacker, wirtschaftspolitische Sprecherin der Rathaus-SPD.
OB Ulrich Maly schlug bereits einen Kompromiss vor: Die gesamtbayerische Sperrstunde gebe dem Ordnungsamt die Möglichkeit schnell zu reagieren, wenn es Ärger gibt. Ansonsten werde die Kommune nichts an der großstädtisch-liberalen Öffnungspolitik ändern – und den Wirten großzügig Ausnahmen zugestehen.  Michael Reiner

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