Zieht der Adler ins alte Hitler-Hotel?

Rekord! Fast 200.000 Besucher kamen im Jubiläumsjahr ins Nürnberger Verkehrsmuseum. Nun soll Bahn-Chef Rüdiger Grube über eine Erweiterung im ehemaligen „Deutschen Hof“ entscheiden
NÜRNBERG Hier stieg Adolf Hitler ab, wenn er bei den Reichsparteitagen in Nürnberg war. Unten auf dem Frauentorgraben marschierten seine Parteigänger. Oben winkte der Diktator den Massen vom Balkon des Hotels „Deutscher Hof“ zu. Seit Jahren steht das Haus leer, in dem in der Nachkriegszeit die rauschendsten Bälle der Stadt gefeiert wurden. Nun soll der „Deutsche Hof“ wiederbelebt werden. Das Verkehrsmuseum soll das Gebäude übernehmen – und hier für alle gut sichtbar den „Adler“ präsentieren.
Bisher liegt der Museumseingang versteckt an der Lessingstraße. Die Gegend am Tafelfeldtunnel wird sicher nie zu einer Top-Lage werden. Was läge da näher, als einen repräsentativen Zugangsbereich zu bauen? Dort könnte dann hinter Glas auch der Nachbau des „Adler“, der ersten deutschen Eisenbahn, präsentiert werden – im direkten Blickfeld von zigtausenden Passanten und Autofahrern, die jeden Tag auf dem Frauentorgraben unterwegs sind.
Dagmar Wöhrl: "Die stolze Besucherzahl sollte Maßstab für die Zukunft sein"
Mitte Januar verhandelt OB Ulrich Maly (SPD) mit BahnChef Rüdiger Grube in Berlin über die mögliche Erweiterung des DB-Museums. Der Zeitpunkt scheint günstig. Im gerade zu Ende gehenden Bahn-Jubiläumsjahr war Grube zehn Mal in Nürnberg – zuletzt beim großen Festakt zum 175. Bahngeburtstag im Schauspielhaus, einen Steinwurf vom Bahnmuseum entfernt. Außerdem feiert das Museum einen Besucherrekord. Fast 200.000 Menschen wollten die Schauen zum Jubiläum sehen – 59 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie seit dem Jubiläumsjahr 1985 nicht mehr.
„Diese stolze Besucherzahl sollte Maßstab für die Zukunft sein“, schreiben die Nürnberger CSU-Bundestagsabgeordneten Dagmar Wöhrl und Michael Frieser jetzt an den Bahn-Chef. In dem Brief werben sie für die „wünschenswerte“ Erweiterung des Museums und die dann mögliche „augenfälligere Präsentation des Adler wie auch des ICE und davon ausgehend weiterer herausragender Objekte“.
Auch der Nürnberger SPD-Bundestagsabgeordnete und Bahn-Experte Martin Burkert wirbt schon seit Längerem in den Vorstands-Etagen des Konzerns für das Erweiterungsprojekt. „Die Verhandlungen laufen. Ich bin hoffungsfroh, dass wir im ersten Quartal des nächsten Jahres zu einer positiven Entscheidung für Nürnberg kommen.“ Was die Verhandlungen kompliziert macht, sind die Gespräche über den Kauf der Immobilie. Burkert: „Das wird sicher etwas Geld kosten. Aber das wäre ein Zeichen der Wertschätzung für die Eisenbahnerstadt Nürnberg!“ M. Reiner