Zeugnistag in Bayern: Tipps für Schüler und Eltern bei schlechten Noten

Am Freitag gibt es in Bayern Zeugnisse. Der eine oder andere Schüler bangt – hat es in Mathe doch noch für eine Vier gereicht? Wie Eltern richtig reagieren.
von  dpa
Zwei Buben freuen sich über den letzten Tag in diesem Schuljahr.
Zwei Buben freuen sich über den letzten Tag in diesem Schuljahr. © Armin Weigel/dpa

München - Endlich Ferien! Davor ist allerdings noch eine kleine Hürde von Bayerns Schülern zu nehmen: das Zeugnis, die von vielen gefürchtete Abrechnung fürs vergangene Schuljahr. Eine bitterböse Überraschung muss heute wohl kein Schüler fürchten – wer sitzen bleibt, hat schon zuvor einen blauen Brief bekommen.

"Vor zwei, drei Wochen herrschte deshalb der Ausnahmezustand bei uns. Da gingen die Briefe raus", erzählt Volker Schmalfuß, Leiter der Staatlichen Schulberatung in Bayern. Am Telefon habe er verzweifelte Mütter und Väter beraten müssen. "Sie sehen eine komplette Schullaufbahn zusammenbrechen."

15.500 Pflichtwiederholer (1,3 Prozent) gab es laut Angaben des Kultusministeriums im Schuljahr 2017/2018 unter Bayerns Schülern. Die Zahlen für das aktuelle Jahr stehen noch nicht fest. Was können Eltern tun, wenn die Noten schlecht ausfallen?

Einige Tipps für den und nach dem Zeugnistag...

Der Blick nach vorn

Was lässt sich im nächsten Schuljahr besser machen? "Wichtig ist, den Kontakt mit den Lehrern das ganze Jahr über zu pflegen", sagt Schmalfuß. So lasse sich rechtzeitig gegensteuern.

Nachfragen

Der Bayerische Elternverband empfiehlt bei schlechten Noten, das Kind selbst nach den Gründen zu fragen. In einem kleinen Vertrag könne festgehalten werden, "wie es sein Lernen künftig planen will und welche Unterstützung es dafür benötigt", so der Landesvorsitzende Martin Löwe. Von außen aufgezwungene Maßnahmen seien meist kontraproduktiv.

Noten nicht überbewerten

Zeugnisse spiegelten immer nur einen Teil der Leistung eines Schülers, so der Elternverband weiter. Sie kämen selten objektiv zustande. Martin Löwe klagt, "Noten werden überbewertet". Der Druck, den sie ausübten, bringe Unruhe in den Bildungsprozess. Vor allem in der vierten Klasse, "wenn es darum geht, die Schüler auf verschiedene Schularten aufzuteilen".

Verständnis aufbringen

Schüler machen sich häufig nicht an erster Stelle Sorgen über die eigene Schulkarriere. "Sie haben Angst, nach dem Sitzenbleiben ihre Freunde zu verlieren. Und keinen Anschluss in der neuen Klasse zu finden", sagt Jeanine Rücker von der "Nummer gegen Kummer" des Deutschen Kinderschutzbundes (0800-1110333 für Schüler, 0800-1110550 für Eltern). Viele fürchten auch Ärger mit den Eltern. "Da kann es helfen, einen Verbündeten zu finden. Vielleicht hat die Oma mehr Verständnis und kommt mit zum Gespräch."

Nicht bestrafen

Von Strafen rät Rücker den Eltern ab. Vielleicht kommen bei einem Gespräch ganz andere Ursachen als die Schule zum Vorschein: Probleme zu Hause etwa, oder das Kind kam mit einem bestimmten Lehrer nicht zurecht. "Die Ferien sollte man deshalb unbedingt nutzen, um als Familie zusammen zu sein – nicht nur lernen, lernen, lernen." 

Andere Wege erkennen

Volker Schmalfuß gibt den Eltern am Ende jedes Telefonats einen Rat mit auf den Weg: „Bleiben Sie gelassen!“. Sogar, wenn es noch schlimmer kommt als Sitzenbleiben: Erreicht ein Schüler beispielsweise das zweite Jahr in Folge das Klassenziel nicht, muss er die Schulart wechseln. Schmalfuß versucht den Eltern dann klarzumachen, dass das keinen Abstieg bedeute, sondern einen Umstieg. "Es muss nicht jeder mit dem ICE zum Abitur durchfahren. Auch mit dem Bummelzug und über Umwege kann man ans Ziel kommen."

In den Ferien maximal 30 Minuten am Stück lernen

Lernen in den Ferien? Wenn, dann am besten nur für kurze Zeiträume. Ideal sind Lernhäppchen für jeden Tag, die in einer halben Stunde gut zu bewältigen sind. Nach dem ersten Tag sollten die ersten zehn Minuten immer für die Wiederholung des Stoffs vom Vortag da sein, heißt es in der Zeitschrift "Eltern family" (Ausgabe August 2018). Am besten setzen Eltern und Kinder außerdem nicht an dem Punkt in Mathe, Deutsch oder Englisch an, an dem Mädchen und Jungen Probleme haben - sondern etwas früher. So sind die ersten Einheiten leicht und motivieren für die Inhalte, die schwieriger sind.

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