Zerstrittener Bayerischer Jagdverband tagt

Es fing als interne Streitigkeit an - inzwischen sind die Finanzen des Bayerischen Jagdverbands Gegenstand öffentlicher Ermittlungen. Eine außerordentliche Versammlung soll die Wogen glätten.
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Ein Jäger steht während einer Treibjagd mit seinem Gewehr schussbereit am Waldrand. Foto: Felix Kästle/dpa/Archivbild
dpa Ein Jäger steht während einer Treibjagd mit seinem Gewehr schussbereit am Waldrand. Foto: Felix Kästle/dpa/Archivbild

Schrobenhausen (dpa/lby) - Im Streit um die Finanzen des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) kommen Delegierte zu einer außerordentlichen Versammlung zusammen. Im oberbayerischen Schrobenhausen wollen sie am Samstag (26. Oktober) unter anderem über eine Wirtschaftsprüfung diskutieren. Im Fokus steht, ob Mittel für den Verbandspräsidenten Jürgen Vocke korrekt verwendeten wurden. Gegen den 76-Jährigen wird wegen vermuteter Veruntreuung und Unterschlagung ermittelt. Thema der Versammlung dürfte auch sein, ob er sein Amt vorzeitig abgeben soll.

Vocke war im September von einem BJV-Mitglied angezeigt worden. Laut Staatsanwaltschaft München I geht es um private Auslagen, den Dienstwagen und die Beschäftigung seiner Tochter bei einem mit dem BJV verbundenen Unternehmen. Die Ermittler durchsuchten daraufhin die BJV-Geschäftsstelle in Feldkirchen (Landkreis München) und beschlagnahmten Akten und Daten. Inzwischen ermittle man auch gegen den ehemaligen Schatzmeister, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Das Amt des Schatzmeisters hatte 2018 gewechselt. Seitdem ist der Verband von Unruhen getrieben. "Ich habe über weite Strecken einen ungeregelten Zustand vorgefunden", sagte die neue Schatzmeisterin Mechthild Maurer in Hinblick auf Spesen und Reisekosten. Vocke gab zu, mit Maurer, "im Clinch" zu sein. Aber er widersprach der Aussage Maurers, wonach er ihr mit rechtlichen Schritten gedroht habe, wenn sie einen Präsidiumsbeschluss zu Aufwandsentschädigungen umsetze.

Auch die Vorwürfe von Untreue und Unterschlagung kann Vocke nicht nachvollziehen. "Ich wüsste nicht, was ich Verbandsschädigendes getan haben soll", sagte er. Gerüchte, wonach er Geld steuerfrei bekomme, weist er zurück. "Ich versteuere jeden Cent." Strittig sei, ob sein Amt als selbstständige Tätigkeit gilt oder als Anstellung. Im zweiten Fall müsste der Verband Lohnsteuer und Sozialabgaben leisten.

Schon vor der Strafanzeige hatte der Verband einen Wirtschaftsprüfer beauftragt, die Verbandsfinanzen des vergangenen Jahres zu kontrollieren. Ursprünglich sollte der Abschlussbericht auf der Versammlung vorgestellt werden. Allerdings gibt es laut einem Verbandssprecher nun erst einen Entwurf. Auf der Versammlung sollen Anträge beraten werden, wonach entweder der Wirtschaftsprüfer seinen Bericht beendet oder ein anderer Prüfer beauftragt wird.

Obwohl die Ermittlungen noch laufen, fordern einige Mitglieder den Rücktritt Vockes, etwa die Nachwuchsvereinigung Junge Jäger. Vocke ist seit 25 Jahren BJV-Präsident. Im April hatte er angekündigt, sein Amt im Frühjahr 2020 abzugeben. Vocke saß lange für die CSU im Landtag, war zuvor Richter am Finanzgericht und Lehrbeauftragter für Steuerrecht. Seit Mitte Oktober lässt der Präsident seine Ämter im Jagdverband zumindest vorerst ruhen, bis die Vorwürfe geklärt sind. Vocke hat noch weitere Ämter inne, meist im Jagdkontext

Die Versammlung wird nicht öffentlich sein. Der Verband rechnet mit 300 bis 500 Teilnehmern. Geladen sind nicht alle circa 50 000 Mitglieder, sondern nur Vorsitzende der etwa 160 Kreisgruppen. Maurer betonte, viele Vorschläge des Wirtschaftsprüfers direkt umsetzen zu wollen, damit der Verband als gemeinnützig anerkannt bleibt.

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