Zauberflötisten im Bio-Beet
Nürnberger Kulturpreise: Warmer Regen für Thalias Kompagnons, Tölle und Bernsteinzimmer
Ein warmer Regen geht nieder über der Nürnberger Kultur-Szene: Die Stadt preist pünktlich ihre Künstler. Der Stadtrat stimmte bei der gestrigen Sitzung den Vorschlägen des derzeit mit 14 Personen besetzten „Beratergremiums für kulturelle Fragen“ zu, nach denen neben drei Stipendien (3500 Euro) und zwei Förderpreisen (je 5000 Euro) auch der nur alle zwei Jahre vergebene, mit 10000 Euro dotierte Große Preis der Stadt verliehen wird. Er geht an Thalias Kompagnons, das Figurentheater-Duo Tristan Vogt und Joachim Torbahn.
Insgesamt standen 48 Vorschläge für die Auszeichnungen zur Beratung, 15 davon für den Hauptpreis. Für den Bereich der Bildenden Kunst waren, wie immer, die bei weitem meisten schriftlichen Anträge im Kulturreferat eingegangen – knapp 40 Prozent von allen
Thalias Kompagnons, die früher Tristans Kompagnons waren und mit ihrer multimedialen Aufführung „Zauberflöte – Eine Prüfung“ inzwischen international gefeiert werden, haben durch die Entwicklung eines ganz eigenen und dabei so vielfältig bleibenden Stils in allen Formaten überzeugt. Das gilt fürs Solo-Puppenspiel von „Macbeth“ oder „Hänsel und Gretel“ (Vogt) und das Single-Maltheater von „Was macht das Rot am Donnerstag“ oder „Kobold, Hans und Ballerina“ (Torbahn) ebenso wie für den gemeinsamen Mozart-Streich mit Counter-Tenor und Orchester. Sie haben für ihre Kunst die Spartengrenzüberschreitung zum Dauerzustand gemacht.
Die beiden Förderpreise zeichnen eine Kultur-Initiative und besondere Profilierungserfolge im Chorgesang aus. Julian Christoph Tölle, der künstlerische Leiter und Dirigent des Hans-Sachs-Chors, hat das Sänger-Kollektiv mit mutig anspruchsvollen, oft riskanten Programmen und durchweg hochklassigen Aufführungen an die Spitze der regionalen Laienchöre manövriert. Die Galerie Bernsteinzimmer, die den Kunst-Begriff in viele Richtungen lustvoll ausweitet und von der Literatur übers Kochen bis zur Hör-Kunst (Radio Bernstein) alle als Partner der Bilder-Welten einlädt, wird als Bio-Beet der Kreativität gefeiert.
Kultur-Stipendien, die besondere Anerkennung für neuere Entwicklungen in der Szene ausdrücken, gehen an den Kabarettisten Matthias Egersdörfer, der die schlechte Laune als Brettl–Ästhetik entdeckte und neben der eigenen Karriere den Comedy-Nachwuchs fördert, an die besonders beim „Stimmenfang“-Festival aufgefallene Jazz–Sängerin Yara Linss und ihre Band sowie an das Brückenfestival, das seit einigen Jahren mitten ins Sommerloch ein Zwei-Tage-Spektakel als Inspirations-Sammelbecken für gemischte Erwartungen zwischen Pop, Poetry Slam und Gesamtkunstwerk setzt.
Die Überreichung der Preise durch OB Ulrich Maly ist für 17. November vorgesehen – was mindestens Thalias Kompagnons Stress bringen wird. Sie sind im November mit ihrer weltläufigen „Zauberflöte“ auf Frankreich-Tour und haben vom 18. bis 21.11. vier Auftrittstermine in Nancy und Reims. D.S.
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