Zankapfel Pellerhaus

NÜRNBERG - Neues Buch beschreibt die Geschichte des berühmtesten Hauses der Stadt – und den Streit, den es immer wieder um den Bau gibt
Schon bevor der Grundstein am 25. November 1602 gelegt wurde, gab’s Streit mit dem Rat der Stadt über die Gestaltung der Fassade. Doch Martin Peller (1559-1629) setzte sich durch, kämpfte auch gegen die Bedenken der Nachbar. Und so entstand das Pellerhaus. Das prächtigste Renaissance-Bürgerhaus Nürnbergs, berühmt in ganz Europa. Bis heute kochen die Emotionen hoch, wenn es um das Pellerhaus und dessen Wiederaufbau geht. Jetzt ist das erste Buch seit 1934 erschienen, das sich mit der Geschichte des Denkmals beschäftigt.
1607 war die Gesamtanlage fertig.. Fast 40000 Gulden hat die Familie Peller dafür bezahlt – für 50 Gulden konnte damals eine Familie der untersten städtischen Schicht ein ganzes Jahr lang leben. Schon nach außen bestimmte das Haus mit seiner Renaissance-Fassade den Egidienplatz. Noch beeindruckender war jedoch der Innenhof mit seinen Arkadenbögen und einer prächtigen Sandsteinfassade, die vor den alten Rückgebäuden hochgezogen wurde und diese verdeckten.
Streit beendet? Von wegen!
Nach den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs standen vom Pellerhaus nur noch Ruinen. Rekonstruktion oder ein Neubau? Beim Ideenwettbewerb 1953 setzten sich die Architekten Fritz und Walter Mayer durch. Sie lehnten eine Kopie des alten Gebäudes ab und schufen mit dem neuen Pellerhaus eine – inzwischen selbst denkmalgeschützte – Ikone der 50er-Jahre-Architektur. Am 14. Dezember 1957 wurde das Haus eingeweiht, in dem die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv untergebracht waren.
Denkmalschützer Nikolaus Benker beschreibt in dem Buch die hohe Qualität des Nachkriegsbaus mit seiner Ziegel- und Sandstein-Fassade. Diese sorgte – wie sollte es anderes sein – für hochemotionale Diskussionen. Höhepunkt war die Idee, die Innenfassade das Hauses originalgetreu wiederaufzubauen. Der Steinmetz Harald Pollmann gab dazu den Anstoß, die Altstadtfreunde waren sofort dabei und sammelten bis heute knapp eine Million Euro für den auf 3,5 Millionen Euro kalkulierten Wiederaufbau.
Doch bis es dazu kam, gab’s wieder Streit – ein Kopie in Disneyland-Art kontra Bedürfnis, einen Teil der Nürnberger Baugeschichte wiedererstehen zu lassen. 2008 fiel die Entscheidung, die Hoffassade wird wieder aufgebaut. Streit beendet? Von wegen! Jetzt geht’s um die Nutzung des nach dem Auszug von Archiv und Bibliothek leerstehenden Hauses. Zur Diskussion steht unter anderem ein landesgeschichtliches Museum. Doch das ist noch lange nicht finanziert. Und dann muss der Egidienplatz neu gestaltet werden. Die parkenden Autos sollen weg, am besten in den Untergrund. Weiterer Streit ist programmiert. mir