Würzburg: Warum war der Täter frei?

Diese Frage rückt immer mehr in die Mitte der Ermittlungen zu der Messerattacke. Die Stadt gedenkt eine Woche danach der Toten.
von  Helmut Reister
Trauerkerzen und Blumen sowie ein Kranz der Stadt Würzburg liegen jetzt dort, wo es am Freitag zu der Messerattacke gekommen war.
Trauerkerzen und Blumen sowie ein Kranz der Stadt Würzburg liegen jetzt dort, wo es am Freitag zu der Messerattacke gekommen war. © picture alliance/dpa

Würzburg - Warum befand sich Abdirahman Jibril A. (24), der Messerstecher von Würzburg, auf freiem Fuß? Eine Woche nach seiner Attacke in der Würzburger Innenstadt, bei der drei Frauen starben und sieben zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden, rückt diese Frage mehr und mehr in den Mittelpunkt.

Der Mann kommt aus dem Bürgerkriegsland Somalia und reiste am 6. Mai 2015 nach Deutschland ein. In Würzburg war er als Asylbewerber erfasst und lebte zuletzt in einer Obdachlosenunterkunft. Fest steht: Der 24-Jährige hatte sich wiederholt psychisch auffällig gezeigt. Mehrfach war er in Psychiatrien. Erst im April hatte das Amtsgericht eine amtliche Betreuung nicht für erforderlich gehalten. Grundlage dieser Entscheidung war ein Vorfall Anfang des Jahres in einer Obdachlosenunterkunft.

Täter schon früher negativ aufgefallen

In dem Heim hatte Abdirahman Jibril A. den Hausmeister und Bewohner übel beschimpft und mit einem Messer bedroht. Das handelte ihm einen einwöchigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung ein, strafrechtlich kam er jedoch ungeschoren davon - und das nicht zum ersten Mal.

Bereits 2017 war in Chemnitz, seinem vorherigen Wohnort, ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt worden. Auch damals ging es um eine tätliche Auseinandersetzung in einem Wohnheim, auch damals soll ein Messer im Spiel gewesen sein. Ungeschoren kam er in diesem Fall nur deshalb davon, weil sich die Aussagen der Beteiligten nicht unter einen Hut bringen ließen.

Täter "entert" fremdes Auto

Seine psychische Auffälligkeit, die ihm im Januar bereits den einwöchigen Psychiatrieaufenthalt eingehandelt hatte, schlug nur zwei Wochen vor der Messerattacke erneut durch. In diesem Fall stellte sich A. mitten in den Verkehr, zwang dadurch einen Autofahrer zum Anhalten und "enterte" den Wagen. Erst nach abenteuerlichem Hin und Her stieg er am Ende wieder aus.

Diesen Vorfall nahm die Betreuungsstelle der Stadt Würzburg zum Anlass, Abdirahman Jibril A. psychiatrisch untersuchen zu lassen. Diese Entscheidung wurde am 23. Juni getroffen. Zwei Tage später richtete Abdirahman Jibril A. in der Innenstadt das mitunter tödliche Blutbad an.

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