Wünsche ans Christkind: Handy, Pferd und Heimat für Flüchtlinge

Das einzige bayerische Postamt erwartet wieder mehrere zehntausend Briefe mit Weihnachtswünschen. Auffällig ist heuer, dass die Jungen und Mädchen mehr über Krieg und Krisen schreiben.
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Wer noch einen Antwortbrief vom Christkind bekommen möchte, muss sich mit seinem Wunschzettel beeilen.
dpa Wer noch einen Antwortbrief vom Christkind bekommen möchte, muss sich mit seinem Wunschzettel beeilen.

Zehntausende Kinder schreiben jedes Jahr an das Christkind und wünschen sich Geschenke. Das einzige bayerische Postamt erwartet wieder mehrere zehntausend Briefe. Auffällig ist heuer, dass die Jungen und Mädchen mehr über Krieg und Krisen schreiben.

Würzburg/Himmelstadt - Die siebenjährige Carolin zückt ihre Buntstifte. Für jedes Wort nimmt sie eine andere Farbe. "Liebes Chiskind ich wünsche mir Akrül-farbe, Leinwende ..." - die Grundschülerin schreibt einen Wunschzettel an das Christkind. Die gesamte Klasse 2b der Goethe-Keppler-Grundschule in Würzburg nutzt das Fach "Freies Schreiben" für ihre bunten Zettel an das einzige bayerische Weihnachtspostamt. Mehr als 40 000 Briefe hat der Postbote heuer bereits im Büro des Christkinds im unterfränkischen Himmelstadt abgegeben.

Lehrerin Cornelia Schenk hat die 17 Kinder der 2b vorher mit einer kleinen Weihnachtsgeschichte auf das Thema eingestimmt. Wie nebenbei hat sie eingeflochten, wie ein Brief aufgebaut sein sollte, dass er eine Anrede braucht und dass sich das Christkind auch über ein paar persönliche Zeilen freut. Im Hintergrund läuft Weihnachtsmusik, auf den Schreibtischen stehen Adventsgestecke und das Klassenzimmer ist festlich geschmückt.

Die Kinder sind hochkonzentriert. Bei fast allen schleichen sich trotzdem kleine Rechtschreibfehler in die Wunschzettel: Sie wünschen sich "merschwainchen", "Panser", "Girtare" und "gans fil bastel sachen". "Die Unterschiede beim Schreiben sind schon sehr groß. Aber ich will da auch nicht groß eingreifen und durchkorrigieren. Es ist ja ihr Wunschzettel", sagt Schenk. Für sie ist das Wunschzettel schreiben eine schöne Abwechslung zum Aufsatz. "Die Anstrengungsbereitschaft ist sehr groß. Der Wunschzettel für das Christkind hat einfach immer noch diesen Zauber inne." Und die Schüler seien auch davon überzeugt, dass das Christkind die Briefe - allen Schreibfehlern zum Trotz - natürlich auch versteht.

So unterschiedlich wie die Rechtschreibung der Schüler ist, so verschieden sind auch ihre Wünsche. Während sich ein Mädchen Blumensträuße und den Besuch des Wasserspielplatzes wünscht, hätte ein Junge gern Lego-Spielzeug und ein Samurai-Langschwert. Auch große und kleine Haustiere, Bastelzubehör und Zauberstäbe gehören dazu. Es darf aber auch gern der kleine Bruder sein, der mehr auf seine große Schwester hören soll oder einfach ein gutes Leben.

Die Wünsche der Klasse passen gut zu dem, was die Helfer im Weihnachtspostamt in Himmelstadt jeden Tag geschickt bekommen. Viele Kinder wünschten sich Spielsachen - von der Barbie bis hin zum Handy, sagt Rosemarie Schotte, Leiterin des Weihnachtspostamtes. "Allerdings sticht aus den Briefen in diesem Jahr ganz klar heraus, dass die Kinder sich mehr Gedanken darüber machen, was auf der Welt passiert." Epidemien, Kriege, Flüchtlinge - all das beschäftige die kleinen Briefeschreiber. "Liebes Christkind! Mach, dass die Flüchtlinge eine Heimat und ein Dach über dem Kopf finden. Gib meine Geschenke lieber dahin", habe ein Kind geschrieben.

"Mich berührt die Art und Weise sehr wie Kinder schreiben, wenn sie Sorgen und Leid haben", sagt Schotte, die seit mehr als 20 Jahren die Schreibwerkstatt ehrenamtlich leitet und besonders herzergreifende Briefe auch persönlich beantwortet.

Da in Himmelstadt auch sehr viele Briefe aus dem Ausland ankommen, hat Schotte die Antwort des Christkindes auch auf Englisch und Französisch parat - Russisch, polnisch und kroatisch sind auch möglich. "In diesem Jahr haben uns mehrere hundert Briefe aus Taiwan erreicht", berichtet Schotte. Aber auch Post aus Russland, China, Frankreich und Großbritannien war dabei.

Und alle Kinder bekommen natürlich auch eine Antwort. Mehr als 30 Helfer lesen, sortieren und beantworten die Briefe. Die jüngste Helferin ist 20 Jahre alt, die älteste 78 Jahre alt. "Das Christkind kann kein Kind von Krebs befreien. Das geht nicht. Aber es kann den Kindern antworten und ihnen damit eine Freunde machen und sie zum Strahlen bringen. Das ist unsere Motivation", sagt Schotte.

Die Klasse 2b aus Würzburg wird demnächst auch Post vom Christkind bekommen. Darin wird sich das Christkind für die vielen schönen Wunschzettel bedanken und eine kleine Weihnachtsgeschichte erzählen. Und ob es auch an die Geschenke gedacht hat, sehen die Kinder dann zu Weihnachten.

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