Wolkenkratzer und Wolkenbilder

Eine Doppelausstellung im Nürnberger Zumikon lässt Natur auf Großstadt prallen
von  Abendzeitung
Ein Werk aus dem Zyklus „Macht und Ohnmacht“ des Nürnberger Peter Dauphin genannt Muth.
Ein Werk aus dem Zyklus „Macht und Ohnmacht“ des Nürnberger Peter Dauphin genannt Muth. © Berny Meyer

Nürnberg - Eine Doppelausstellung im Nürnberger Zumikon lässt Natur auf Großstadt prallen

"Prinzipiell ist es so, dass ich meine Bilder nicht leiden kann.“ Es liegt an der Maltechnik für seinen Zyklus „Babylon“, die den Nürnberger Peter Dauphin genannt Muth, so sein offizieller Name, zu diesem doch recht kritischen Statement veranlasst. Mit winzigen Schablonen verklebt der Künstler in mehreren Schichten seine riesigen, mehrere Quadratmeter großen Grundflächen und spachtelt dann die winzigen Zwischenräume aus, so dass er erst am Ende, nach dem Abziehen der Schablonen, feststellen kann, wie nah – oder fern – die Werke seiner idealen Vorstellung sind. Die Motive des Babylonzyklus’: Großstadtsilhouetten. Im Zumikon, wo er am Donnerstag zusammen mit Dagmar Varady eine Doppelvernissage feiert, sind es die von New York und Shanghai. Je nach Betrachtungswinkel haben die Wolkenkratzer eine andere Farbgebung. Im krassen Gegensatz dazu steht sein beinahe monochromer Zyklus „Macht und Ohnmacht“, Nachahmungen berühmter Zeichnungen und Gemälde, die er lediglich mit ein paar Farbtupfern angereichert hat, wie bei „Gestern war gestern“.

Eine ganz andere künstlerische Welt öffnet sich im selben Gebäude nur ein paar Schritte entfernt im zweiten Raum. Dort sucht die Erfurter Medienkünstlerin Dagmar Varady nach der Schnittstelle zwischen Kunst und Forschung. Ihr kunst-wissenschaftliches Sujet der Ausstellung sind Wolkenbilder – ein Naturphänomen also, das die Meteorologen bis heute noch nicht entschlüsselt haben. Neben Rotstiftzeichnungen geht Varady das Thema außerdem mit zwei beschaulichen, fast schon meditativen Videos an. Das eine zeigt, wie auf La Gomera langsam der Nebel heraufzieht. Das andere lässt lediglich wissenschaftliche Texte über den Bildschirm fließen. Die laufen so schnell ab, dass man sich die lexikalen Inhalte intellektuell nur schemenhaft einverleiben kann. Eben wie Wolkenbilder.mt

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