Wohlproportioniertes Strahlen in der Unterwelt

Der documenta-erprobte Niederländer Rob Scholte verwandelt mit „Mount Lucifer“ den Nürnberger Kunstbunker in ein Labyrinth leuchtender Wärme.
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Auch Heino und Elke Sommer sind dabei: Streichhölzer und Streichholzschachtelmotive aller Arten hat Rob Scholte in seinem „Mount Lucifer“ verarbeitet.
Berny Meyer Auch Heino und Elke Sommer sind dabei: Streichhölzer und Streichholzschachtelmotive aller Arten hat Rob Scholte in seinem „Mount Lucifer“ verarbeitet.

NÜRNBERG - Der documenta-erprobte Niederländer Rob Scholte verwandelt mit „Mount Lucifer“ den Nürnberger Kunstbunker in ein Labyrinth leuchtender Wärme.

Ist das die Thermik oder ein Geheimnis der Kunst? Wenn man die Treppen des Nürnberger Kunstbunkers hinuntersteigt, wird es warm: Von den Wänden ergießt sich ein vielfarbiger Strom, und auf dem Boden setzen bunte Scheiterhäufchen ihre Sichtmarken in die karge Unterwelt. „Mount Lucifer“, Streichholzberg, nennt der Niederländer Rob Scholte seine Ausstellung. Nur das gibt es zu sehen: Streichhölzer und Streichholzschachteln in allen Farben, Längen, Marken.

Noch bevor man sich dem Unbehagen hingeben kann, das einen beim Anblick der leicht entflammbaren Hügel überkommt (der Gedanke an Hexen, Bücher und — im Bunker — an einen gewissen Schnauzbartträger liegt nicht fern), ist man schon gefangen von jener Fröhlichkeit, die wohlproportioniert gehängt von den Wänden strahlt und die Kellerräume magisch weitet.

Betrachtet man Scholtes Collagen-Reihen von fern, scheinen die Bilder vor abstrakter Farbigkeit zu flimmern. Verkehrte Pointillismus-Welt: Erst aus der Nähe erkennt man die unzähligen banalen Motive, die an Briefmarken erinnern, Filmstars, Lokomotiven, Tiere. Oft sind es verzerrte, schlecht gedruckte Abbilder der Wirklichkeit — und erinnern an jene Werke, mit denen Scholte als documenta- und Biennale-Teilnehmer Ruhm erlangte. Da schärfte er Wahrnehmungen, indem er Gemälde-Klassiker gewitzt verfremdete.

Nach der enttäuschenden „Berlin — Anfang und Ende“-Ausstellung ist dem Kunstbunker so wieder ein Coup gelungen: bedeutende zeitgenössische Kunst nach Nürnberg zu holen, die den Kellerraum zu verwandeln vermag. Georg Kasch

Kunstbunker (Bauhof 9): bis 18. Januar, Mi-Fr 15-20 Uhr, Sa/So 11-17 Uhr. Eröffnung Sonntag 20 Uhr

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