Wo im Berchtesgadener Land Pferde vor dem Metzger gerettet werden: "Warum machst du das?"

Marktschellenberg - Der Gnadenhof Scheffauenland von Catharina Lichtmannegger (41) ist ein Ort, an dem es den Tieren gut geht. Das Tierwohl steht für die Betreiberin an höchster Stelle. Benötigt ein Pferdebesitzer Hilfe oder ist mit der Versorgung eines kranken Tieres überfordert, soll er im Scheffauenland sein Tier "in liebenden Händen wissen" – bis es genesen ist. Neben fünf Katzen leben auch vier Hunde auf dem Hof. Im Stall stehen ein paar portugiesische Gebirgsrinder, Zebus und bis zu acht Pferde – gerettet vorm Metzger.

Die zweifache Mutter liebt Tiere seit Kindheitstagen. "Ich sammle sie", gesteht sie scherzhaft. Bereits mit sechs Jahren war sie mehr im Stall als daheim. "Warum machst du das?", werde sie immer gefragt. Eine richtige Antwort hat sie nicht. "Es muss einfach sein."
Gnadenhof Scheffauenland im Berchtesgadener Land: Vor allem Problempferde kommen hierher
Mit ihrem Mann hat sie sich vor ein paar Jahren den Traum vom eigenen Hof in Marktschellenberg (Landkreis Berchtesgadener Land) erfüllt. Eine Autominute von der österreichischen Grenze entfernt. Vor allem Problempferde haben es Lichtmannegger angetan. Darunter sind Tiere mit "falsch entwickelter Muskulatur" oder welche, die mutmaßlich misshandelt wurden.
Im Sommer kam ein Transporter auf den Gnadenhof. Als sich die Rampe öffnete, war der Schock groß: Ein völlig abgemagertes Pferd (25). Lichtmannegger brach in Tränen aus. So etwas hatte sie noch nie gesehen. "Das Tier war ein Skelett mit ein bisschen Haut überzogen." Es wog etwas mehr als 400 Kilo – normal sind rund 750 Kilo. Trotz aller Bemühungen legte es sich nach fünf Tagen hin – und stand nicht mehr auf.
Catharina Lichtmannegger sammelte mit einem Aufruf 3500 Euro für Pony Pipilotta
Bei Pony Pipilotta (20) hatte Lichtmannegger mehr Glück. Ein Reitschulbetrieb hatte es ausrangiert. Lichtmannegger wollte für das Tier ein "Zuhause für immer" finden. Sie fand auch eines – allerdings erkrankte die neue Besitzerin schwer. Nach zwei Monaten kehrte das Pony auf den Hof zurück.

Eigentlich ist Lichtmannegger nach eigenen Aussagen kein Mensch, der betteln gehe. Aber darauf zu achten, ob Tierarzt oder Hufschmied noch leistbar seien, wollte sie auch nicht. Kurzerhand startete sie auf Facebook einen Aufruf, es kamen 3500 Euro zusammen. "Danke an alle, die uns unterstützt haben", sagt die Landwirtin. Und somit hat Pony Pipilotta auf dem Gnadenhof sein letztes Zuhause gefunden.