Wo bleiben die Flocke-Fans?
Die Furcht vor einem allzu großen Ansturm wirkt offenbar auf viele Besucher des Nürnberger Tiergartens abschreckend – vor Flocke gab es jedenfalls zu Spitzenzeiten oft mehr Besucher. Finanziell könnte also das „Projekt Flocke“ durchaus noch Probleme machen.
NÜRNBERG Sie war die Hoffnung für den in den Miesen steckenden Nürnberger Tiergarten: Flocke, das süße Eisbärchen. Vor fünf Wochen wurde sie mit einem gigantischen Medienspektakel 430 Journalisten aus aller Welt vorgestellt. Sie sollte, ganz wie Kollege Knut in Berlin, dem Zoo ein dickes Besucherplus bescheren – und endlich schwarze Zahlen. Denn bisher muss die Stadt Nürnberg jährlich rund 1,8 Millionen Euro zuschießen. Doch nun hält Flocke sogar Besucher vom Tiergarten fern!
Die Angst vor einem zu großen Ansturm – der Tiergarten-Chef sprach von bis zu 25000 Besuchern täglich – hat wohl die Franken ergriffen. Ein Ansbacher Tiergarten-Fan: „Wenn ich so lange anstehen muss, bis ich Flocke sehe – da kann mir der Bär gestohlen bleiben.“ Die Pressesprecherin des Tiergartens versucht zu relativieren: „Wir haben mit Flocke nun unter der Woche doppelt so viele Besucher.“ Doch dafür fallen Spitzentage magerer aus – wie jüngst das Pfingstwochenende. Da kamen nur rund 30000 Besucher – das sind gerade einmal 10000 pro Tag. Zum Vergleich: In den Münchener Tierpark Hellabrunn kamen an Pfingsten täglich zwischen 12000 und 13000 Besucher. Und vor Flocke stürmten zu Spitzenzeiten über 20000 Besucher pro Tag den Schmausenbuck. Doch das ist lange her, so Mögel. Aber: „In der Tat ist es so, dass Besucher, die sonst regelmäßiger kommen, nun wegbleiben.“
Finanziell könnte also das „Projekt Flocke“ durchaus noch Probleme machen. Die Ausgaben für das VGN-Kombiticket, die zusätzlichen Parkplätze, die Tribüne, Medienarbeit, die zusätzlichen Toiletten und Kassenhäuschen – ob das Geld je wieder reinkommt ist unklar. Mögel: „Das wissen wir nicht.“ Kassensturz werde erst Ende Juni gemacht. Einer hatte jedenfalls bereits vor Beginn des Flocke-Rummels vor überzogenen Erwartungen gewarnt: Tiergarten-Vize Helmut Mägdefrau. Der sagte noch im Januar (AZ berichtete): „Wir werden alles tun, damit sich die doofe Knut-Manie in Nürnberg nicht wiederholt.“Martin Mai
Geänderte Eisbär-Besuchszeiten: Künftig ist Flocke von 9 bis 11 Uhr, von 13 bis 14 Uhr und von 15.30 bis 17.30 Uhr zu sehen.
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