Wo alte Gefängnisse zu Hotels werden

In vielen deutschen Städten verfallen alte Gefängnisse – in Amberg ist das anders. Hier ist die Fronfeste renoviert und als Hotel wieder eröffnet worden
Verena Wolff |
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Der Zellentrakt sieht nicht gerade einladend aus – dennoch kehren regelmäßig Gäste ein.
ho 3 Der Zellentrakt sieht nicht gerade einladend aus – dennoch kehren regelmäßig Gäste ein.
Die Zahl auf dem Duschvorhang in der Zelle der Fronfeste Amberg sieht aus, als sei sie mit Blut aufgemalt.
ho 3 Die Zahl auf dem Duschvorhang in der Zelle der Fronfeste Amberg sieht aus, als sei sie mit Blut aufgemalt.
Gerald Stelzer ist Geschäftsführer des Hotels "Fronfeste" in Amberg.
ho 3 Gerald Stelzer ist Geschäftsführer des Hotels "Fronfeste" in Amberg.

In vielen deutschen Städten verfallen alte Gefängnisse – in Amberg ist das anders. Hier ist die Fronfeste renoviert und als Hotel wieder eröffnet worden.

Amberg - Dick sind die Wände, die Fenster von Natur aus nicht besonders groß. Und noch dazu: vergittert. Die Fronfeste ist ein Teil der historischen Amberger Stadtmauer – die Stadt in der Oberpfalz galt einst als „festeste Fürstenstad“, weil sie komplett von eben jener Mauer umgeben war, die insgesamt 100 Türme hatte. Noch heute sind große Teile der Stadtmauer erhalten – und aus dem früheren Gefängnis ist ein schickes Hotel geworden.

Bis dahin war es ein langer Weg, wie Geschäftsführer Gerald Stelzer erzählt. „Früher wurden hier die Verbrecher in Gewahrsam genommen, auch gefoltert wurde in der Fronfeste.“ Eine Dunkelzelle ist noch erhalten, auch als Erinnerung daran, wie es früher hier war: kein Licht, kein Fenster, alle drei Tage nur Wasser und Brot. Das sah die Verschärfung von Arreststrafen laut Strafgesetzbuch für das Königreich Bayern vor, verfasst im Jahr 1861.

Alles aus Stahl: Zelle 12 ist nichts für schwache Nerven

In den anderen Zellen auf dem langen Gang kann man heute die schweren Holztüren auf- und zusperren – mit dem eigenen Schlüssel. Zehn Quadratmeter ist eine Einzelzelle groß, schick eingerichtet und mit einem gläsernen Bad versehen. Zelle 12 allerdings ist nichts für schwache Nerven – hier sind das Waschbecken und die Toilette aus Stahl, und die Dusche wird durch einen Vorhang abgetrennt. Bedrückend allerdings ist es in allen Zellen auf diesem Gang, vor allem wenn draußen die Sonne scheint. Zwar sind die Decken recht hoch, aber die kleinen Fensterchen auch. „Für Menschen mit Platzangst ist das nichts“, sagt Stelzer. Für die gibt es allerdings noch die Zimmer im ersten Stock – die sind nicht nur größer, sondern haben auch richtige Fenster. Dort gibt es Suiten und Themenzimmer, die mit entsprechendem Mobiliar ausgestattet sind, darunter die Zimmer „Arzt“ und „Kapelle“.

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Die Direktoren-Suite ist die größte Räumlichkeit im Gebäude: zwei Zimmer, 33 Quadratmeter. „Hier lebte früher der Gefängnisdirektor mit der ganzen Familie“, erzählt Stelzer. Einmal am Tag drehte er eine Runde durch den Knast. Die Amberger Fronfeste ist nicht das einzige Hotel, das hinter den Mauern eines früheren Knasts untergebracht ist. Im thüringischen Meiningen gibt es beispielsweise sogar ein Hotel gleichen Namens, die „Fronveste“. Das Gefängnis wurde im Jahr 1845 gebaut, aber schon ein paar Jahre später reichte die Kapazität nicht mehr. Ein Anbau aus Backstein kam hinzu, der Knast wurde dann auch als Amtsgerichts- und Landgerichtsgefängnis genutzt. Bis 1963 war er in Betrieb, zuletzt als Kommandantur und Untersuchungsgefängnis der Russen in Meiningen. 

Weitere Gefängnishotels in Deutschland

In Deutschland gibt es noch mehrere Gefängnishotels – eine kleine Auswahl:
- Berlin: Im Osten Berlins liegt „Das andere Haus“ mit fünf Zimmern. Vor fast 140 Jahren wurde der Bau als „Arresthaus für männliche Corrigenden“ errichtet, zu DDR-Zeiten war es die Krankenstation des Gefängnisses Rummelsburg.
- Petershagen: Im niedersächsischen Petershagen können Besucher im alten Gefängnis schlafen. Vier Zweierzellen und eine Sechserzelle warten hier auf müde Touristen. Das Gebäude ist mehr als 100 Jahre alt, bis 1978 saßen hier noch Verbrecher ein.
- Hillesheim: Dort ist das Knasthotel im früheren „Königlich Preußischen Amtsgericht zu Trier in Hillesheim“ untergebracht, das im Jahr 1860 erbaut und 107 Jahre später zum Hotel „Zum Amtsrichter“ wurde.
- Kaiserslautern: In Kaiserslautern hat ein Hotel Anleihe am Namen eines der berühmtesten Gefängnisse der Welt genommen: Das Hotel „Alcatraz“ ist in der einst maroden Justizvollzugsanstalt neben dem Japanischen Garten entstanden. 57 Zimmer gibt es.

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