WM-Achtelfinale: So siegessicher sind Nürnbergs Engländer
Wenn am Sonntag die deutsche Nationalmannschaft auf die Erzrivalen von der Insel trifft, tobt in „The George Tavern“ in der Bindergasse das britische Feier-Inferno
NÜRNBERG „This is not Germany“, warnt George an der Schwelle zu seinem nach ihm benannten Pub in der Nürnberger Bindergasse. Und George hat recht: St. Georgs-Kreuze, Arsenal-London-Fahnen, Dart-Scheibe, Guinness-Zapfhahn – „The George Tavern“ ist für den 55-Jährigen und seine Gäste ein Stück Heimat. Man spricht englisch – und, logo, sehnt den Sonntag herbei, an dem es zum Aufeinandertreffen der Fußball-Erzrivalen kommt. Deutschland gegen England im Achtelfinale der Fußball-WM.
Gut 600 Briten leben in der Stadt, viele von ihnen arbeiten in Herzogenaurach, bei Adidas und Puma, einige bei Siemens. Nach alter Heimat-Sitte strömt eine eingeschworene Gemeinde allfeierabendlich ins Pub. „Es ist wie eine Familie“, sagt Phil (49), ein alter Kumpel von George, der vor 20 Jahren in Nürnberg hängen blieb und im Café Böckler am Hans-Sachs-Platz arbeitet.
Wer gewinnt? „Stupid question!“
Fragt man die Runde nach Tipps für Sonntag, hagelt es hämische Blicke: „Stupid question!“, meint Tom. Für den 30-Jährigen ist klar, dass es knapp werden kann. Aber auch, dass die Jungs mit den drei Löwen auf dem Trikot ins Viertelfinale einziehen. Und Tom ist – leider, aus deutscher Perspektive – ein Fachmann: Der Adidas-Marketing-Experte hat vor Kurzem einen Werbefilm mit David Beckham in Los Angeles gedreht. „Becks“ ist zwar nicht mehr auf dem Platz, aber Englands Italo-Coach Fabio Capello wird’ s schon richten. Daran glaubt auch Georges Freundin Maria ganz fest – was bleibt der italienischen Wirtin und der neben einigen versprengten Deutschen einzigen Nicht-Britin im Pub, auch anderes übrig, nachdem ihre Squadra Azzura das vorzeitige Aus ereilt hat?
Am Sonntag rechnet George mit 50 bis 60 Gästen. Seine kleine Pinte, die eine Riesenleinwand ziert, wird dann zum Bersten voll sein. Natürlich sind auch deutsche Fans herzlich willkommen, „auch dann, wenn England verliert“, sagt Phil. Wenn’s allerdings andersrum läuft, wovon in „The George Tavern“ jeder ausgeht, erleben Germans „a very hard time“, sprich: Dutzende siegestrunkene Engländer.
Steffen Windschall
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