Wirtschaftsstudie: Starnberg schmiert ab

MÜNCHEN/STARNBERG - Eine aktuelle Landkreis-Studie listet den Nobel-Ort nur auf Rang 23, dabei war es im vergangenen Jahr noch erster – auch München, Erding und Freising sacken ab, ganz oben aber stehen plötzlich Franken.
Das Städtchen war immer oben und ganz vorn mit dabei. Seit Jahren das Sahnestück des Landes, ein Paradies mit Arbeit, Wohlstand und dicken Autos, aus deren offenen Fenstern Geldscheine flattern. Jetzt ist Starnberg Mittelmaß. Deutschlands Eldorado ist abgestürzt.
Das neue Landkreis-Ranking von „Focus Money“ zeigt: Starnberg ist nicht mehr wie im vergangenen Jahr der wirtschaftlich stärkste Landkreis der Bundesrepublik. Sie wurden abgelöst von den Franken aus Erlangen-Höchstadt. Das stolze Starnberg packt nur noch auf Rang 23.
Die Studie hat die Wirtschaftskraft von 401 Landkreisen anhand von sieben gleich gewichteten Faktoren untersucht: Arbeitslosenquote, Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen, Investitionen im verarbeitenden Gewerbe je Erwerbstätigen, verfügbares Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner, die Veränderung des Bruttosozialproduktes, das Bevölkerungswachstum und die Veränderung der Zahl der Erwerbstätigen. Der Kreis, der alles zusammengerechnet am besten abschneidet, gewinnt.
Bei den Investitionen pro Einwohnern und den Erwerbstätigen schmiert Starnberg ab – und schon ist’s vorbei mit dem ersten Platz. Immerhin bleiben die Einwohner die reichsten Deutschlands. Statistisch gesehen hat jeder Einwohner 28 764 Euro in der Tasche – der Erstplatzierte Erlangen-Höchstadt nur 22 271 Euro.
Letzter in Bayern ist Wunsiedel im Fichtelgebirge
Auf Platz zwei bis vier liegen die baden-württembergischen Bodenseekreis, Biberach und Ulm-Stadt, gefolgt von Rosenheim auf Platz 5, Neuburg-Schrobenhausen (6), Landshut (7), Landsberg am Lech (9) und Ebersberg (10). München-Land landet auf Platz 22 – letztes Jahr war der Landkreis zweiter. Auch die Stadt München verschlechterte sich von Rang 16 auf 29. Besonders schlimm traf es Erding: Der Kreis sackte von Platz 7 auf 71 ab und dümpelt zwischen Ortenaukreis in Baden-Württemberg und Marburg-Biedenkopf in Hessen.
Zugegeben: Unter den Top 30 sind immerhin 20 Kreise aus Bayern – besser gesagt aus Südbayern. Im Norden sieht’s deutlich schlechter aus, Nürnberg-Stadt fiel von Platz 109 auf 172 zurück, Hof liegt auf Platz 279, dort beträgt die Arbeitslosenquote neun Prozent. Freising ist Erster in dieser Klasse und hat dagegen eine Quote von 1,6 Prozent, dort hat praktisch jeder eine Arbeit. Ärmster bayerischer Landkreis ist Wunsiedel in Oberfranken auf Platz 362 – gar nicht so weit weg vom absoluten Verlierer der Studie, Mecklenburg-Strelitz, auf Platz 401.
Die wichtigste Frage aber ist: Kommt Starnberg je wieder hoch? Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger: „Das Resultat ist erstaunlich, aber wenn man von der Spitze stürzt, ist das ja immer spektakulär.“ So schlimm sei es nicht: „Wir haben fast Vollbeschäftigung. Ich mache mir eher Sorgen für die Jahre 2010 und 2011 – da werden wir den Rückgang bei der Gewerbesteuer stark spüren.“
Thomas Gautier