Wirtschaftskrise: Geschäft mit gebrauchten Klamotten boomt!

Das Rote Kreuz verkauft 260.000 Textilien im Jahr. Die Stadtmission sucht noch Spender für ein neues Angebot.
NÜRNBERG Die Wirtschaft steuert in die Krise. Doch im Abschwung boomt eine Branche: Sozialläden, in denen gebrauchte Kleider, Möbeln, Spielwaren und Elektrogeräten preiswert verkauft werden. „Inzwischen suchten immer mehr Hilfebedürftige nach Möglichkeiten, in den Geschäften karitativer Organisationen günstig einzukaufen“, sagt Christa Prinzessin von Thurn und Taxis, die Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes. „Der große Zuspruch der Sozialläden ist ein Indiz für die dramatisch schwindende Leistungsfähigkeit unseres einst so gepriesenen sozialen Netzes.“
Eine Erfahrung, die auch die Nürnberger Stadtmission macht. Sie nimmt ab 7. Januar Kleiderspenden für einen neuen Gebrauchtwarenladen an. Die Stadtmission sucht Gebraucht-Textilien in guter Qualität für Kinder, Frauen und Männer sowie schönen Hausrat (Infos für Spender unter Tel.0911/ 8103108). Verkauft wird ausschließlich an Bedürftige. Derzeit wird das Lager mit einer Wasch- und Bügelabteilung in der Krellerstraße aufgebaut. Der Gebrauchtwarenladen in der Landgrabenstraße 121 wird ebenfalls am 7. Januar öffnen. Später soll eine kleine Filiale in der Dianastraße folgen.
Rolle der Sozialläden als Indikator für einen Wandel
Das Rote Kreuz betreibt seinen Sozialladen schon seit einigen Jahren in der Nürnberger BRK-Zentrale in der Sulzbacher Straße 42. Er ist einer von 42 Sozialläden, die die Hilfsorganisation bayernweit unterhält. Mit der früheren Kleiderkammer, in denen sich Bedürftige kostenlos mit Kleidung versorgen konnten, haben die heutigen Sozialläden kaum noch etwas gemeinsam. „Hier gibt es neben Kleidung auch Lebensmittel, Spielwaren, Elektrogeräte, Möbel und viele andere Dinge des täglichen Bedarfs“, berichtet die BRK-Chefin. Wie große die Nachfrage nach diesen preiswerten Angeboten sei, zeige das Beispiel Nürnberg: Hier wurden im Jahr 2007 rund 260.000 Textilien verkauft und 5700 Bedürftige mit Möbeln beliefert.
Diese Zahlen belegen nach Ansicht der BRK-Chefin den Trend zum Sozialladen. Viele Ärmere empfänden den Gang zur Kleiderkammer als peinlich. Stattdessen versorgten sie sich lieber in den Sozialläden gegen einen kleinen Beitrag mit dem Notwendigen. Kleiderkammern verzeichneten einen immer geringeren Zulauf. Die Rolle der Sozialläden sei ein Indikator für einen Wandel in der Art und Weise der sozialen Fürsorge. kt/mir