Wirecard-Aktien mit spektakulärem Sturzflug

Frankfurt/Main - Der Aktienkurs des Dax-Konzerns Wirecard ist nach einer Verschiebung der Bilanzvorlage wegen Hinweisen auf Unstimmigkeiten extrem eingebrochen. Nachdem der Zahlungsabwickler mitgeteilt hatte, dass er wegen milliardenschwerer Unklarheiten in der Bilanz seinen Jahresabschluss erneut nicht vorlegen kann, gingen die Aktien des Unternehmens in einen spektakulären Sturzflug über.
Die Wirecard-Papiere hatten nach mehreren Handelsunterbrechungen in der Spitze mehr als 71 Prozent ihres Börsenwerts verloren. Am Donnerstagnachmittag standen sie zeitweise bei etwa 30 Euro. Aus dem Handel gingen die Aktien dann noch mit einem Minus von 61,82 Prozent auf 39,90 Euro. Damit verbuchten Wirecard-Aktien einen der größten prozentualen Tagesverluste, den je ein Dax-Unternehmen auf Schlusskursbasis erlitten hat.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY hatte Wirecard darüber informiert, dass über die Existenz von Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro keine ausreichenden Prüfungsnachweise vorlägen.
"Die Information von EY über das Fehlen von Prüfungsnachweisen über etwa 25 Prozent der Konzernbilanzsumme ist eine schallende Ohrfeige für die Aktionäre", sagte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Der Wirecard-Schock sitze tief. "Der Geduldsfaden ist nun anscheinend bei vielen Investoren gerissen, und so trennen sich auch die letzten Optimisten von den Wirecard-Anteilen." Auch Wolfgang Donie von der NordLB fand deutliche Worte: "Das letzte noch vorhandene Fünkchen an Anlegervertrauen dürfte nun verspielt sein. Die Gesamtsituation bei Wirecard kann nur noch als unhaltbar bezeichnet werden",
Adam Wood von der US-Investmentbank Morgan Stanley wies darauf hin, dass Kreditlinien gekündigt werden könnten, wenn das Testat der Wirtschaftsprüfer von EY nicht bis diesen Freitag vorliegen sollte. Dies rücke die Liquidität des Konzerns in den Fokus.