Wirbel um die Haderthauers

Der Mann von Bayerns Staatskanzleichefin hat wegen der Modellauto-Affäre nach wie vor jede Menge Ärger am Hals – jetzt ist das Finanzamt hinter ihm her.
von  Helmut Reister
Ein repräsentatives Ehepaar: Christine und Dr. Hubert Haderthauer bei einem gemeinsamen Auftritt bei einem Sommerempfang der Staatsregierung. Bis 2003 war die Ministerin an der Modellauto-Firma beteiligt.
Ein repräsentatives Ehepaar: Christine und Dr. Hubert Haderthauer bei einem gemeinsamen Auftritt bei einem Sommerempfang der Staatsregierung. Bis 2003 war die Ministerin an der Modellauto-Firma beteiligt. © imago

Ingolstadt -Fragwürdige Geschäfte mit psychisch kranken Straftätern („Modellauto-Affäre“), im Raum stehende Verstöße gegen das Disziplinarrecht, Betrugsvorwürfe des Geschäftspartners, umstrittene Nebenabrechnungen (100000 Euro), die Landesanwaltschaft am Hals: Hubert Haderthauer, leitender Landgerichtsarzt in Ingolstadt und Gatte von Staatsministerin Christine Haderthauer, sitzt tief in der Tinte. Jetzt wird seine Befindlichkeit noch weiter strapaziert. Das Finanzamt hat eine Überprüfung seiner Steuererklärungen angeordnet.

Landesanwältin Susanne Weizendörfer hat am vergangenen Donnerstag im Bezirkskrankenhaus Straubing den dreifachen Mörder Roland S. vernommen, der die Produktion der Modellautos leitete. Zuvor schon war der langjährige Geschäftspartner der Haderthauers, der französische Geschäftsmann Roger Ponton, an der Reihe. Im Dienstgebäude der Landesanwaltschaft in München sprach er von Betrug und kriminellen Machenschaften seiner ehemaligen Geschäftspartner.

Die Ursprünge der Affäre gehen zurück bis Ende der 80er Jahre. Damals war Hubert Haderthauer in der geschlossenen Abteilung des Bezirkskrankenhauses Ansbach beschäftigt. Er erkannte die besonderen Fähigkeiten des Sexualmörders Roland S. und animierte ihn zum Bau erlesener Modellautos, die zu Rennern auf dem Sammlermarkt wurden und bis zu sechsstellige Preise erzielten. Für Herstellung und Vermarktung der Autos wurde die Firma „Sapor Modelltechnik“ gegründet, an der Christine Haderthauer als Gesellschafterin beteiligt war.

Nach Aussagen von Ex-Klinikmitarbeitern entwickelte das gefeierte Therapiemodell ein bizarres Eigenleben. Hubert Haderthauer, der Anfang der 90er Jahre in Ingolstadt Landgerichtsarzt wurde, trat weiterhin als „Sapor Modelltechnik“-Geschäftsführer auf und ging in der Klinik, wie von mehreren Seiten bestätigt wurde, nach Belieben ein und aus. Der Dreifachmörder genoss ungewöhnliche Freiheiten. Er unternahm (in Begleitung) Einkaufstouren, konnte Post unkontrolliert empfangen, oder ging mit seinem „Chef“ Haderthauer, den er duzte, immer wieder einmal zum Essen.

Beim Personal des Bezirkskrankenhauses rumorte es angesichts dieser „Therapie“ so stark, dass die Produktion der Autos im Jahr 2000 in das Bezirkskrankenhaus Straubing verlegt wurde. Die Geschäfte der Haderthauer-Firma, an der CSU-Shooting-Star Christine 50 Prozent Anteile hielt, die 2003 ihr Mann Hubert übernahm, liefen weiter. Der Umstand, dass weder in Ansbach noch in den Anfangsjahren in Straubing die Geschäfte genau kontrolliert wurden, könnte Hubert Haderthauer nun zum Verhängnis werden. Der Nürnberger Malte Magold: „Es bestehen erhebliche Differenzen bei der Zahl der verkauften Autos.“ Kommt das auch daher, weil Hubert Haderthauer die Autos persönlich bei seinen Kunden in aller Welt ablieferte und viele Geschäfte bar abwickelte?

Dr. Hubert Haderthauer hat im Mai dieses Jahres erklärt, dass sich die Gewinne in sehr bescheidenem Rahmen bewegt hätten – rund 7000 Euro im Durchschnitt pro Jahr. Mitgesellschafter Ponton vertraute nach eigenen Angaben auf die Korrektheit der Hader-thauers, die auch die Steuerangelegenheiten der Firma regelten. „Ich bekam zunächst jedes Jahr von den Haderthauers die Mitteilung und entsprechende Unterlagen, dass keine Gewinne angefallen sind. Später hörte ich gar nichts mehr.“ Roger Ponton mutmaßt jetzt, dass die Modellauto-Produktion ein millionenschweres Geschäft war. Gestützt wird das von Roland S.: „132 Modelle wurden gebaut.“ Eine derart hohe Stückzahl ist den Worten von Anwalt Magold zufolge aus den Steuerunterlagen, die auf Angaben Haderthauers basieren, nicht zu entnehmen. Wurde getrickst?

Die Aussagen des Dreifachmörders vor der Landesanwaltschaft könnte diesen Verdacht erhärtet haben. Er soll etwa erklärt haben, dass zwölf produzierte Modelle (2004/2005) nicht in der Liste der Klinik auftauchen. Ihr Marktwert: etwa 200000 Euro. Aufgefallen sind Ponton auch noch sechsstellige, unerklärliche Verlustabschreibungen zu Beginn des neuen Jahrtausends und andere Ausgaben, die von Hubert Hader-thauer aufgeführt wurden.

Haderthauers Anwalt Gerd Teerstegen versprüht trotzdem Optimismus: „Wir sehen dem Fortgang der Ermittlungen mit Ruhe und Gelassenheit entgegen.“

 

 

 

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